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27 Millionen Euro für Universitäten in Kaiserslautern und Mainz

Wissenschaftsminister Konrad Wolf hat heute fünf Einrichtungen der Universitäten in Kaiserslautern und Mainz für ihre besonderen Erfolge bei der Einwerbung von Drittmitteln bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gratuliert. Bis 2020 stellt die DFG den Universitäten in Kaiserslautern und Mainz Mittel in Höhe von insgesamt 27 Millionen Euro zur Verfügung.

„Ich gratuliere allen in den fünf Initiativen engagierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herzlich zu ihren aktuellen Erfolgen! Die erfolgreiche Einwerbung dreier neuer Sonderforschungsbereiche sowie die weitere Förderung eines Sonderforschungsbereichs und eines Graduiertenkollegs sind ein hervorragender Ausweis ihrer nationalen und internationalen Forschungsstärke und ihrer hervorragenden Ausbildung. Sie sind zudem gefragte wissenschaftliche Kooperationspartner.“

Mit ihren Förderentscheidungen habe die DFG drei Dinge deutlich gemacht: „Erstens werden die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre hohe Leistungsfähigkeit, ihr immenses Engagement und die exzellente Qualität ihrer Arbeit ausgezeichnet. Zweitens wird die Forschungsstärke der Universitäten in Kaiserslautern und Mainz anerkannt - die Initiativen stärken jeweils die Profilbereiche beider Universitäten. Drittens wird die gezielte Förderung, die fokussierte regionale und überregionale Vernetzung sowie die Profilbildung durch Stärkung der Grundlagenforschung und der anwendungsnahen Forschung als Kennzeichen rheinland-pfälzischer Forschungspolitik als ein langfristig erfolgreicher Weg anerkannt“, sagte Wolf. Eine wichtige Basis für die aktuellen Erfolge sei die Forschungsinitiative des Landes. Sie setze auf ein klares Forschungsprofil der Hochschulen und die Entwicklung ihrer strategischen Ziele im Wettbewerb um Studierende, wissenschaftlichen Nachwuchs, Spitzenforscherinnen und -forscher sowie Fördermittel. 

„Durch die Forschungsinitiative werden seit Sommer 2008 die vier Universitäten und seit Herbst 2010 die sieben Fachhochschulen zusätzlich zur Grundfinanzierung bis Ende 2016 mit insgesamt rund 160 Millionen Euro gefördert. Der Ansatz der Forschungsinitiative zeigt an den rheinland-pfälzischen Hochschulen breite Akzeptanz. Er wird aus der Wissenschaft heraus getragen“, so der Minister.

Hintergrund

Die DFG ist der wichtigste Drittmittelgeber der rheinland-pfälzischen Universitäten. Ihre Sonderforschungsbereiche (SFB) genießen in der Wissenschaft auf Grund der hohen Qualitätsansprüche höchstes Ansehen. SFB sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte Forschungseinrichtungen an Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Grenzen ihrer jeweiligen Fächer, Institute, Fachbereiche und Fakultäten hinweg im Rahmen eines übergreifenden und wissenschaftlich exzellenten Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Sie dienen damit der Struktur- und Profilbildung an den beteiligten Hochschulen. In der Programmvariante Transregio-SFB arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus bis zu drei Hochschulen zusammen.

Graduiertenkollegs sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die von der DFG für maximal neun Jahre gefördert werden. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch begrenzten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts.

Die folgenden Initiativen profitieren von dieser Förderung:

Der Fokus klinisch-psychiatrischer Forschung liegt bislang allein auf der Aufklärung der Anfälligkeit für stressbedingte seelische Erkrankungen. Der Sonderforschungsbereich „Neurobiologie der Resilienz gegenüber stressinduzierter psychischer Dysfunktion: Mechanismen verstehen und Prävention fördern“ an der Universitätsmedizin Mainz der Johannes Gutenberg-Universität wählt einen gegensätzlichen Ansatz und fragt: Welche Mechanismen schützen manche Menschen davor, nach Stresserfahrungen psychisch zu erkranken? Von diesem Fokus auf die „Resilienz“, das heißt die Widerstandsfähigkeit, erhofft sich die Initiative unter Beteiligung der Goethe Universität Frankfurt neue Ideen zur Vorsorge.

Bereits seit 2012 widmen sich Forscherinnen und Forscher aus Mainz, Münster und München im Sonderforschungsbereich/Transregio „Initiierungs-/Effektor- versus Regulationsmechanismen bei Multipler Sklerose – Fortschritt zur Erkrankungsbekämpfung““ gemeinsam dem Ziel, die Multiple Sklerose (MS) zu verstehen und neue therapeutische Konzepte zu entwickeln. Multiple Sklerose ist eine prototypische Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), bei der Entzündung, Neurodegeneration und Regeneration parallel im ZNS vorkommen. Die Erkrankung tritt im jungen Erwachsenenalter auf und bedingt eine hohe sozioökonomische Last. Obwohl sich therapeutische Optionen für frühe und entzündliche Formen der Erkrankung in den letzten Jahren verbessert haben ist das Verständnis unzureichend.

Diese beiden Sonderforschungsbereiche sind in das Forschungszentrum Translationale Neurowissenschaften (FTN) der Johannes Gutenberg-Universität und das Rhine-Main Neuroscience Network (rmn²) eingebettet, zu dem neben der JGU auch die Goethe-Universität Frankfurt am Main zählt. Das Netzwerk rmn² koordiniert die zentralen Forschungsprojekte zur Aufklärung und Therapie von Hirnerkrankungen im Rhein-Main-Gebiet.

Die Physik offener Quantensysteme zu erforschen, ist das Ziel der Forscherinnen und Forscher aus Kaiserslautern und Bonn, denen sie sich gemeinsam im Sonderforschungsbereich/Transregio „OSCAR – Kontrolle atomarer und photonischer Quantenmaterie durch maßgeschneiderte Kopplung an Reservoire“ widmen. Dazu sollen neuartige Quantenzustände erzeugt und stabilisiert sowie die dabei entstehende Dynamik kontrolliert werden.

Pflanzen haben die Fähigkeit, auf sich ändernde Umweltbedingungen zu reagieren. Dieser komplexe Vorgang, genannt Akklimatisation, erfordert das koordinierte Ineinandergreifen von Stoffwechselreaktionen, zellulären Prozessen und genetischer Steuerung. Der Sonderforschungsbereich/Transregio „Der Chloroplast als zentraler Knotenpunkt der Akklimation bei Pflanzen“ untersucht, wie Chloroplasten als „kleine Organe“ im Inneren der pflanzlichen Zelle als Sensor und Schaltstelle wirken. Die Forscherinnen und Forscher aus Kaiserslautern, Berlin und München wollen herausfinden, wie Licht- und Temperaturänderungen von der Pflanze in zelluläre Prozesse übersetzt werden und welche molekularen Schalter dabei eine wesentliche Rolle spielen.

Das Internationale Graduiertenkolleg „Rolle komplexer Membranproteine bei der zellulären Entwicklung und der Entstehung von Krankheiten“ wird bereits seit 2012 an der Technischen Universität Kaiserlautern gemeinsam mit der Universität des Saarlandes und der University of Alberta (Kanada) durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert. Es widmet sich der Rolle und Bedeutung von Membranproteinen in der Zellentwicklung und bei Krankheiten über verschiedene Organismen hinweg. Das Qualifizierungsprogramm für den wissenschaftlichen Nachwuchs sieht beispielsweise einen intensiven Austausch zwischen den deutschen Standorten und Kanada vor und bildet einen Baustein in der Internationalisierungsstrategie der beteiligten Universitäten.

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