„Mit Brunhilde Stürmer ehren wir einen Menschen mit einer großen Leidenschaft für die Aufarbeitung der Geschichte der Niederzissener Jüdinnen und Juden und dem Willen, dieses in die Gesellschaft zu tragen“, betonte Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, der die Auszeichnung in Vertretung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer heute während einer Feierstunde in Mainz überreichte.
„Brunhilde Stürmer hat durch ihre Erinnerungsarbeit einen bedeutenden Anteil an der Sensibilisierung für die Geschichte der jüdischen Gemeinde Niederzissen. Sie hat somit einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen geleistet. Ihre Arbeit ist daher zugleich eine Mahnung, dass sich die schrecklichen Geschehnisse im Dritten Reich niemals wiederholen dürfen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind niemals, nirgendwo auf der Welt zu irgendeiner Zeit zu rechtfertigen oder gar zu tolerieren“, unterstrich der Minister.
Brunhilde Stürmer hat sich seit den 1970er Jahren mit hohem persönlichem Einsatz dafür engagiert, die Spuren der Geschichte der Juden in Niederzissen aufzuarbeiten. Ein ganz wesentliches Element ihrer Erinnerungsarbeit war neben einer gründlichen Quellenrecherche vor allem die Kontaktpflege mit Nachfahren der ehemaligen Niederzissener Jüdinnen und Juden, aus dem zahlreiche Briefkontakte und Freundschaften entstanden sind. Unermüdlich habe Brunhilde Stürmer in Archiven des In- und Auslandes recherchiert und über Kontakte zu Überlebenden des Holocaust und deren Nachfahren in den USA, Israel, Australien, England, Schweden, Mexico, Niederlande und Südafrika ein umfangreiches Wissen zusammengetragen, so der Kulturminister.
Darüber hinaus hat sich Brunhilde Stürmer gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern aus Niederzissen für eine Sicherung der Grabinschriften des alten jüdischen Friedhofes, dem Kauf des alten Synagogengebäudes durch die Gemeinde und der Errichtung einer Gedenkstätte und eines Museums eingesetzt. „Sie hatten maßgeblichen Anteil daran, dass die Synagoge wieder als Teil der Erinnerungskultur etabliert werden konnte. Heute, nur wenige Jahre nach Kauf des Gebäudes durch die Gemeinde, ist die Synagoge in Niederzissen nach Sanierung und Umbau zu einem wichtigen Erinnerungsort geworden, der die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Niederzissen dokumentiert und sichtbar macht“, betonte Konrad Wolf.
„In Rheinland-Pfalz sind wir in besonderer Weise bemüht, die Zeugnisse jüdischen Lebens und einer nahezu tausend Jahre alten jüdischen Kultur wieder stärker ins Bewusstsein zu rufen. Gerade vor dem Hintergrund des enormen Verlustes ist die aktive Aufarbeitung der historischen Details und der Geschichte einer jeden Gemeinde ein zentraler Baustein. Mit Ihrem Engagement, sehr verehrte Frau Stürmer, haben Sie einen zentralen Beitrag zu dieser wichtigen, aktiven Erinnerungsarbeit geleistet und diese Menschen wieder zu einem lebendigen Teil der Erinnerungskultur in Niederzissen gemacht“, betonte Konrad Wolf und ergänzte: „Dieses Bundesverdienstkreuz soll heute Anerkennung und Wertschätzung Ihrer Verdienste sein.“