Im Ergebnis ermittelte das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) für die Grundschülerinnen und -schüler aus Rheinland-Pfalz für das Fach Mathematik 494 Punkte (Platz im Länderranking: 8 gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern), für den Bereich Lesen 493 Punkte (Platz: 12 gemeinsam mit Hessen) und für den Bereich Zuhören 487 Punkte (Platz: 11 gemeinsam mit Sachsen-Anhalt). Die Kompetenzen auf dem Feld der Orthographie wurden nur in einer für Deutschland insgesamt repräsentativen Stichprobe von Grundschulen getestet.
Die Platzierungen im Länderranking seien zwar nicht zufriedenstellend, resultierten aber insbesondere aus den sehr geringen Unterschieden bei den Punktwerten in einem breiten Mittelfeld von Ländern. So lägen die Ergebnisse in Lesen und Mathematik statistisch gesehen im Bereich des Bundesdurchschnittswerts von 500 Punkten, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen.
Selbstverständlich werde man sich mit der Studie intensiv auseinandersetzen, allerdings sei eine Einordnung der jetzigen Ergebnisse in den internationalen Kontext noch nicht möglich. Eine internationale Studie, die auch die deutschen Grundschulen insgesamt einbezieht, liege erst zum Jahresende vor. In der Vergangenheit hatten dabei sowohl die deutschen als auch die rheinland-pfälzischen Grundschulen sehr gut abgeschnitten. Diese Abweichungen und die guten Ergebnisse bei der Überprüfung der Bildungsstandards in der Sekundarstufe I im Jahr 2010 würden Fragen aufwerfen, die zunächst genau analysiert werden müssten, damit nicht vorschnell falsche Schlussfolgerungen für die pädagogische Praxis gezogen würden.
Dies gelte auch vor dem Hintergrund, dass den Grundschulen in Rheinland-Pfalz bei der jetzigen Überprüfung eine im Ländervergleich gute Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund sowie eine große Geschlechtergerechtigkeit bescheinigt würden. „Insbesondere bei der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund hebt sich Rheinland-Pfalz laut der Studie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen positiv von einer Reihe anderer Bundesländer ab“, sagte Doris Ahnen. Vor allem der vor Jahren eingeschlagene konsequente Kurs des Landes mit einer verstärkten Sprachförderung bereits in den Kindertagesstätten, der Sprachförderung in den Grundschulen und die erweiterten Fördermöglichkeiten durch die mittlerweile 295 Ganztagsgrundschulen zeigten hier offensichtlich Wirkung. Die 2011 getesteten Viertklässlerinnen und Viertklässler gehörten bereits zu der Schülergeneration, die seit dem Start des Programmes „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ von den erweiterten Maßnahmen zur Sprachförderung und Schulvorbereitung in den Kindertagesstätten profitiert habe. Weiterhin schneide Rheinland-Pfalz bei der Differenzierung der Ergebnisse nach unterschiedlichen sozialen Hintergründen der Schülerinnen und Schüler besser als viele andere Bundesländer ab. Dennoch bleibe die Aufgabe groß, alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft gut zu fördern.
Die Untersuchung stelle auf das Kompetenzstufenmodell für die Bildungsstandards ab. Beim Erreichen der Regelstandards befinde sich Rheinland-Pfalz nahe bei den bundesdeutschen Durchschnittswerten. „Ich bin mir sicher, dass die Lehrerinnen und Lehrer in den Grundschulen eine hohe Bereitschaft haben, sich noch intensiver mit der Umsetzung der Bildungsstandards in Unterrichtskonzeptionen und in den Unterrichtsalltag auseinander zu setzen“, sagte Doris Ahnen weiter. Die Ministerin kündigte an, auf die Lehrerverbände und Gewerkschaften zuzugehen, um weitere Schritte bei der Umsetzung der Bildungsstandards zu entwickeln. Das Pädagogische Landesinstitut werde auch zukünftig die Schulen mit Studientagen und Fortbildungsangeboten beim pädagogischen Umgang mit den Bildungsstandards unterstützen.
Die Rahmenbedingungen für eine gute Umsetzung der Bildungsstandards im Unterricht seien in den Grundschulen im Land vorhanden. So sei die Schüler-Lehrer-Relation mit rund 16 Schülerinnen und Schülern pro Lehrkraft im bundesweiten Vergleich ebenso gut wie die durchschnittliche Klassengröße von zuletzt knapp über 20 Schülerinnen und Schülern. Durch den bereits 2011 im Land eingeleiteten Stufenplan zur Absenkung der Klassenmesszahl – also zur Reduzierung der maximalen Klassengröße auf 24 Schülerinnen und Schüler – würden sich diese Werte noch weiter verbessern. Auch beim Umfang des wöchentlichen Unterrichtspensums in den Grundschulen bescheinigte zuletzt der bundesweite Bildungsbericht für 2012 dem Land einen Spitzenwert.
Abschließend plädierte die Ministerin auch an anderen Stellen der Studie für einen besonnenen Umgang mit den Ergebnissen. Wenn in der Studie zum Beispiel zu stark auf den Fachlehrerunterricht auch in den Grundschulen abgestellt werde, könne dies mit dem vorherrschenden Klassenlehrerprinzip kollidieren. Dieses genieße aber gerade bei den Eltern wegen der Bindung an eine feste Bezugsperson eine hohe Wertschätzung. „Wir sollten bei allem Engagement für bessere Bildung immer auch im Blick behalten, dass es sich bei Grundschülerinnen und Grundschülern um Kinder handelt. Die Grundschule sichert den Einstieg in schulisches Lernen und muss Vertrauen schaffen für den weiteren Bildungsweg, indem sie Wissen und Kompetenzen vermittelt und zugleich Kindern hilft, starke Persönlichkeiten zu werden“, unterstrich Doris Ahnen.
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Überprüfung bundesweiter Bildungsstandards in Grundschulen