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Grundschulen sollen Jungen mehr Chancen bieten

„Die Schullaufbahn von Jungen wird sehr viel häufiger von Misserfolgserlebnissen geprägt als die von Mädchen. Ganz besonders gilt dies für Jungen aus einem bildungsfernen Umfeld und aus Familien mit Migrationshintergrund. Doch das muss nicht so sein. Schon im Grundschulalter können Schulen mit einem Bündel von organisatorischen Maßnahmen, ausgeprägterer pädagogischer Flexibilität und der stärkeren Einbeziehung männlicher Bezugspersonen auch von außerschulischen Partnern in das Schulleben Jungen fördern, ohne Mädchen zu benachteiligen.“ Das hielt Bildungsministerin Doris Ahnen zum Abschluss des Modellprojekts „Geschlechtsbewusste Grundschule – Jungenförderung in der Ganztagsschule“ fest, dessen positiver Verlauf am morgigen Dienstag im Rahmen einer Veranstaltung im Bildungsministerium beleuchtet wird. Das im September 2008 angelaufene Modellprojekt, das unter der Federführung der Fachstelle Jungenarbeit des Paritätischen Bildungswerks Rheinland-Pfalz/Saarland stand, wurde in der Cusanus-Grundschule Bernkastel-Kues, der Grundschule Algenrodt in Idar-Oberstein und der Marienschule in Neuwied umgesetzt.

Nicht zuletzt bei internationalen Bildungsstudien wie PISA und IGLU kam heraus: Beim Kompetenzerwerb in schulischen Fächern hinken häufig Jungen hinterher. Besonders im sprachlichen Bereich lagen die ermittelten Leistungswerte von Jungen deutlich unter den Durchschnittsleistungen der Mädchen. Statistiken zeigen zudem: Jungen stellen fast 60 Prozent aller Klassenwiederholungen und den größeren Teil der Schulabgänge ohne den Abschluss der Berufsreife.

„Neben einer stärkeren Frühförderung in den Kindertagesstätten, von der beide Geschlechter gleichermaßen profitieren, liegt ein Schlüssel zu einer geschlechtergerechteren Bildung sicherlich in einer punktuellen Neuausrichtung in den Grundschulen. Ganztagsgrundschulen bieten dabei mit ihrem erweiterten Zeitrahmen und der Einbindung außerschulischer Partner in das schulische Angebot ganz besonders günstige Voraussetzungen“, hielt Bildungsministerin Ahnen fest. In dem Projekt habe sich zudem gezeigt: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Schulleitungen und Kollegien in einem ersten Schritt ihre bisherige Gestaltung des Unterrichts und des Schulalltags kritisch reflektieren und dabei auch einmal ganz bewusst den Standpunkt einnehmen, dass Jungen einen speziellen Förderbedarf haben. Daraus ergäben sich dann relativ schnell Maßnahmen, die zu einer geschlechtergerechteren Gestaltung des Schulalltags führten, so die Ministerin.

Zu den entsprechenden Tipps der Projektverantwortlichen für die bessere Förderung von Jungen zählen beispielsweise:

- die Öffnung der Sporthalle in den Pausen und/oder die Ausgestaltung des Pausenhofs unter geschlechterbezogenen Gesichtspunkten, damit Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben können, der bei Jungen meist größer ist als bei Mädchen;

- die zeitweise Trennung nach Geschlechtern in verschiedenen Unterrichtseinheiten (z. B. im Sport- , Musik- oder Mathematikunterricht oder zum Lesen);

- Veränderungen in den Aufgabenstellungen im Unterricht (bspw. Verbindung von Aufgaben in Deutsch mit Bewegungsübungen oder alternative Textaufgaben im Rechnen mit speziellem Zuschnitt auf die Interessensgebiete von Jungs);

- die Einrichtung einer „Jungen-Leseecke“ und einer „Mädchen-Leseecke“ in den Schulbibliotheken oder

- eine Planung der Zusatzangebote im Ganztagsunterricht, bei der ein Teil speziell auf Mädchen und ein Teil speziell auf Jungen zugeschnitten ist.
Sehr gut angekommen ist in den Modellschulen, die wie alle Grundschulen stark weiblich geprägte Kollegien haben, auch die Durchführung eines „Mann-Kind-Tages“, an dem beispielsweise Väter oder andere männliche Verwandte in einen Projekttag an der Schule – nicht nur speziell für Jungen – eingebunden werden.

Weitere Informationen auch im Internet unter: <link http: www.jungenarbeit-online.de>www.jungenarbeit-online.de

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