Gute Unterrichtsversorgung – rund 800 neue Lehrkräfte
Basis für einen guten Start ins neue Schuljahr sei eine gute Unterrichtsversorgung der Schulen. „Dieses Ziel hat für die Landesregierung weiter höchste Priorität“, hielt Doris Ahnen fest. Mit Blick auf die auch in diesem Jahr im Vorfeld des Schuljahresstarts geäußerten Befürchtungen und Vorhersagen von Lehrerverbänden ergänzte sie: „Alle bislang vorliegenden Rückmeldungen aus der Schulaufsicht lassen den Schluss zu, dass die Schulen im Land allen Schülerinnen und Schülern ein gutes Angebot machen können. An den Gymnasien zeichnet sich sogar eine deutliche Verbesserung bei der Unterrichtsversorgung ab. Sie standen in diesem Schuljahr besonders im Fokus, weil sich ihre Versorgung zuletzt vom Durchschnittswert aller allgemeinbildenden Schulen entfernt hatte.“ Die Ministerin zeigte sich sicher, dass die Angaben der Schulen zur Unterrichtsversorgung, die gemeinsam mit den Daten für die allgemeine Schulstatistik im Herbst erhoben werden, den jetzigen Eindruck bestätigen werden.
Die Schülerzahl sei nach derzeitigem Kenntnisstand nicht ganz so stark zurückgegangen wie prognostiziert und liege voraussichtlich bei 558.000 Schülerinnen und Schülern landesweit. In den allgemeinbildenden Schulen liege der Rückgang im Jahresvergleich damit bei rund 9.000 Schülerinnen und Schülern, in den berufsbildenden Schulen bei rund 1.000 jungen Menschen. Nach jüngsten Informationen falle der Zuzug nach Rheinland-Pfalz stärker aus als in früheren Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung vorhergesagt. Zudem wirke sich aus, dass mehr Schülerinnen und Schüler über das neunte Schuljahr hinaus die allgemeinbildenden Schulen besuchten als angenommen worden war. Die Ministerin ergänzte, das neue Schuljahr markiere auch den Einstieg in den durch das Konsolidierungsziel der Landesregierung vorgegebenen Kurs einer Reduzierung der Planstellen, der allerdings angesichts der Gesamtlage maßvoll ausfalle. „Die Schulaufsicht hat mit der Einstellung von rund 800 Lehrerinnen und Lehrern für das neue Schuljahr die Voraussetzungen für eine gute Unterrichtsversorgung geschaffen“, sagte die Bildungsministerin. Davon seien rund 80 Lehrkräfte im Vorgriff auf das neue Schuljahr bereits bei den Einstellungsterminen im Februar und Mai eingestellt worden. Für den Fall, dass Lehrkräfte langfristig erkrankten oder beispielsweise in Elternzeit gingen, sei ebenfalls vorgesorgt. „Mit derzeit rund 100 Millionen Euro und einem ständigen Controlling durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ist sichergestellt, dass auch im neuen Schuljahr der entstehende Vertretungsbedarf abgedeckt werden kann“, hielt Doris Ahnen fest. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass für die nächsten Jahre ein sukzessiver Ausbau des „Vertretungspools“ auf festen Beamtenstellen von 200 auf 1.000 Stellen geplant sei.
Zukunftsorientiertes Schulsystem
„Drei Jahre nach dem Start ist die Schulstrukturreform nahezu abgeschlossen. Das Ziel, im Bereich der weiterführenden Schulen ein System zu schaffen, das neben den Gymnasien eine zweite Säule von Schulen mit mehreren Bildungsgängen aufweist, ist praktisch erreicht“, sagte die Bildungsministerin weiter. Mit dem heutigen Schuljahresbeginn nehmen neun neue Realschulen plus erstmals Schülerinnen und Schüler auf. Daneben starten sieben Fachoberschulen, die mit Realschulen plus verbunden sind und zur Fachhochschulreife führen. Die kommunalen Schulträger hätten landesweit die Chance genutzt, ihr jeweiliges Schulangebot zukunftsorientiert weiterzuentwickeln, betonte die Ministerin. Nur in fünf Kommunen gebe es noch öffentliche Haupt- oder Realschulen, die zum jetzigen Schuljahresbeginn Schülerinnen und Schüler aufgenommen hätten. „Im Unterschied zu manchen anderen Ländern ist die Schulstrukturreform in Rheinland-Pfalz im intensiven Kontakt mit den vor Ort Betroffenen und mit einem sehr großen Maß an Konsens umgesetzt worden“, betonte Doris Ahnen. „Den Verantwortlichen in den Kommunen, den Schulen aber auch der Schulaufsicht, die diese Reform vor Ort begleitet, gebührt in diesem Zusammenhang großer Dank. Das Haus ist gebaut und mir ist sehr wohl bewusst, dass es nun um die weitere Innenausstattung – also die pädagogische Weiterentwicklung in den Schulen – geht. Hierauf werden wir in der Zukunft unser besonderes Augenmerk legen.“
Inklusives Schulangebot wird weiter ausgebaut
Mit der gleichen Strategie, Betroffene und Beteiligte in hohem Maße einzubinden, verfolge die Landesregierung auch das Ziel, die „inklusive Schule“ im Land auf breiter Basis zu verankern, unterstrich Bildungsministerin Ahnen und ergänzte. „Die Landesregierung hat sich in ihrem Regierungsprogramm eindeutig auf weitere Schritte hin zu einem inklusiven Bildungsangebot festgelegt. Ein sehr wichtiger Schritt dabei wird die Verankerung des uneingeschränkten Wahlrechts der Eltern von Kindern mit anerkanntem sonderpädagogischem Förderbedarf sein, welche Schule ihr Kind besuchen soll. Eltern sollen zwischen inklusiver Schule und Förderschule frei wählen können. Diese Änderung des Schulgesetzes wird im kommenden Jahr umgesetzt.“ Bei der Erweiterung inklusiver Schulangebote habe das Konzept der Schwerpunktschulen eine zentrale Bedeutung. Über die in vielen Schulen erfolgreichen Einzelintegrationsmaßnahmen hinaus könne mit diesen Regelschulen, die durch besondere Beratungs- und Weiterbildungsangebote sowie sonderpädagogisches Fachpersonal unterstützt würden, gemeinsamer Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung wohnortnah und qualitativ hochwertig angeboten werden. Seit 2001 habe die Landesregierung das Netz von Schwerpunktschulen stetig enger geknüpft. „Zum neuen Schuljahr stoßen 26 neue Schulen zum Kreis der Schwerpunktschulen hinzu. Der umfasst mit insgesamt 255 Schulen landesweit dann 143 Grundschulen und 112 weiterführende Schulen“, so die Ministerin.
Gute individuelle Förderung und mehr Unterstützung für Eltern
Mit dem heute beginnenden Schuljahr würden zudem eine Reihe weiterer Schritte gemacht, die einer intensiveren individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern dienten, hielt Bildungsministerin Doris Ahnen fest. Dazu zähle die Absenkung der maximalen Klassengröße in der Grundschule auf 24 Schülerinnen und Schüler, die jetzt auch für die Klassenstufe 2 gelte, ebenso wie der weitere Ausbau der Ganztagsschulen. Mehr Spielraum für individuelle Förderung eröffne zudem die Reduzierung der Zahl von Klassenarbeiten in den Klassenstufen 5 bis 10 von Gymnasien, Integrierten Gesamtschulen und Realschulen plus vor allem in Deutsch, Latein und Mathematik. Mit der Ausweitung des „wöchentlichen Praxistags“ auf nunmehr 225 Schulen landesweit könnten im neuen Schuljahr mehr als 7.000 Schülerinnen und Schüler ein zusätzliches Angebot im Bereich der Berufsorientierung wahrnehmen.
„Zum Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen tragen neben Schulen und Lehrkräften entscheidend auch die Eltern bei“, stellte die Bildungsministerin weiter fest. Um möglichst viele Eltern auch direkt bei der Förderung des Bildungsweges ihrer Kinder zu unterstützen, seien mit dem neuen Schuljahr zwei Schritte zur finanziellen Entlastung von Eltern umgesetzt worden. Zum einen sei das Angebot der Schulbuchausleihe auch auf die Grundschulen ausgeweitet worden. Das Ausleihsystem umfasse damit jetzt alle allgemeinbildenden Schularten sowie die Wahlschulbildungsgänge der berufsbildenden Schulen. Mehr als 233.000 Schülerinnen und Schüler nutzten das Angebot im neuen Schuljahr, fast 98.500 davon erhielten die Bücher kostenlos. Zum zweiten würden die Elternanteile für die Schülerbeförderung zur nächstgelegenen Schule der gewählten Schulart für die Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden allgemeinbildenden Schulen bis zur Klassenstufe 10 und zudem noch in den Berufsfachschulen I und II übernommen, wenn deren Schulweg mindestens vier Kilometer beträgt. Allein für das laufende Schuljahr hebe das Land seine Zuweisungen an die Landkreise und kreisfreien Städte als Träger der Schülerbeförderung, die zuletzt bei rund 95 Millionen Euro im Jahr lagen, um mehr als 16 Millionen Euro an.
„Die Weichen für einen guten Start ins neue Schuljahr sind gestellt. Dazu waren große Anstrengungen von vielen Beteiligten nötig. Dafür sage ich ausdrücklich Dank und hoffe, dass dieser Einsatz aufgewogen wird durch viele schöne Erfahrungen im neuen Schuljahr für die Lehrkräfte, die Eltern und natürlich vor allem für die Schülerinnen und Schüler“, sagte Bildungsministerin Doris Ahnen abschließend.
|
Beginn des Schuljahres 2012/2013