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„Heidenturmkirche“ Alsheim: Sanierung zum kulturtouristischen Anziehungspunkt

Bis Ende 2012 werden die Evangelische Kirche St. Bonifatius, Alsheim, und der sie umgebende Friedhofspark grundlegend saniert. Rund 400.000 Euro bringen der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die rheinland-pfälzische Denkmalpflege und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau für die Erhaltung der Kirche und des Friedhofsparks auf. Kulturministerin Doris Ahnen und Oberkirchenrat Heinz Thomas Striegler, Leiter des Dezernats Finanzen, Bau und Liegenschaften der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, stellten das Vorhaben und seine Bedeutung für die Region heute in Alsheim vor.

Die Besonderheit der sogenannten „Heidenturmkirche“ besteht darin, dass sie über eine besondere, orientalisch anmutende Turmform verfügt, die im Volksmund „Sarazenenturm“ oder „Heidenturm“ genannt wird. Weitere solcher Kirchen finden sich in Dittelsheim, Guntersblum und Worms. Sie stehen nach Ansicht vieler Historiker in direkter Verbindung zu den Kreuzzügen und wurden zwischen 1100 und 1200 errichtet.

„Mit dem Sanierungsprojekt der ‚Heidenturmkirche’ wird ein kultur- und baugeschichtliches Schmuckstück des rheinland-pfälzischen Kulturerbes erhalten“, erklärte Ministerin Ahnen. Bis heute sei bereits das Dach des Kirchenschiffs erneuert worden, der Turm sei noch Arbeit. Der Friedhofspark rund um die Kirche werde in seiner einzigartigen Qualität als rheinhessisches „Gartenjuwel“ erhalten bleiben, die Grabmale aus dem 19. Jahrhundert würden derzeit fachgerecht restauriert.

Oberkirchenrat Heinz Thomas Striegler sagte, die Erhaltung ihrer Kirchen sei für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau von hoher Priorität und „Kerngeschäft“. „Von über 1250 Kirchengebäuden in unserem Gebiet stehen 92 Prozent unter Denkmalschutz. Wir tun viel für ihren Erhalt und wir haben Sorge getragen, dass wir das auch in Zukunft tun können.“ Striegler erinnerte daran, dass die Kirche St. Bonifatius in Alsheim den Mittelpunkt des Lebens der Kirchengemeinde bilde. „Diese Kirche soll der Ort sein, an dem die Gemeinde gerne zusammen kommt und der andere freundlich zum Besuch einlädt.“

Kulturtouristische Aspekte der Sanierung
Die Sanierung gebe außerdem neue Impulse für den regionalen Kulturtourismus und sei eingebettet in ein außergewöhnliches Begleitkonzept, das auf Nachhaltigkeit, Wertschöpfung und Arbeitsplatzsicherung in Rheinhessen ausgerichtet sei, sagte Ministerin Ahnen. Grundgedanke sei, diese für Rheinland-Pfalz wie für die Bundesrepublik einmalige historische Architektur einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und durch die Nutzung vorhandener touristischer Infrastruktur und Vernetzung mit anderen Angeboten neue Besucher und Besucherinnen für Rheinhessen zu begeistern.

„Auch unter kulturwirtschaftlichen Gesichtspunkten hat das Vorhaben also eine besondere Bedeutung: Insbesondere in Rheinland-Pfalz ist der Tourismus eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen. Jeder zehnte Arbeitsplatz im Land hängt vom Tourismus ab“, so Ministerin Ahnen. Allein in Rheinhessen zähle man rund 1,4 Millionen Übernachtungen und mehr als 26 Millionen Tagesreisen im Jahr.

Oberkirchenrat Striegler erklärte, die Evangelische Kirche unterstütze gern die Bemühungen, die Region Rheinhessen attraktiver und bekannter für Gäste zu machen: „Voraussetzung dafür ist eine selbstbewusste, regionale Identität, die positive Ausstrahlung hat. Dazu wollen wir unseren Beitrag mit der Sanierung der Heidenturmkirchen leisten.“ Er regte an, die Bezeichnung „Heidenturmkirchen“ zum Anlass zu nehmen, über das Verhältnis von christlicher Kirche zu anderen Religionen intensiv nachzudenken.

 

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