Vom Militärstandort zum Bildungsort
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass alle sechs Standorte von den Konversionsmaßnahmen profitiert haben: Es wurden moderne Lern-, Lehr, und Forschungsräume geschaffen, das Studienangebot innovativ ausgebaut, die Profile der Hochschulen geschärft, Studienbedingungen verbessert und damit die Studierendenquote deutlich erhöht. Auf den ehemals militärisch genutzten Flächen lernen und forschen derzeit rund 16.500 Studierende. Allein 2009 haben sich 3.173 Studienanfängerinnen und Studienanfänger an den sechs Standorten immatrikuliert. Im Vergleich zur Situation vor der Konversion haben die Hochschulen rund 7.100 Studierende zusätzlich aufgenommen. Neu errichtete, sehr gut ausgestattete und preiswerte Wohnanlagen bieten Unterkunft für rund 1.280 Studierende.
Im Wintersemester 2009/2010 standen den Studierenden an den sechs Standorten 114 Studiengänge zur Verfügung, davon 67 Bachelor- und 47 Masterstudiengänge. Ein großer Teil dieser Studiengänge ist durch die Standortneugründungen in Birkenfeld und Zweibrücken und den neuen Campus in Pirmasens überhaupt erst entstanden, so beispielsweise Mikrosystemtechnik, Applied Life Sciences oder Medieninformatik am Beispiel Zweibrücken. So konnten wichtige Themenfelder in der Hochschullandschaft frühzeitig besetzt und etabliert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Konversionsmaßnahmen ist der Zugang zu akademischer Bildung auch in ländlichen, bisher eher hochschulfernen Gegenden. „Die mit der Konversion einhergehende Regionalisierung der Hochschulen hat vielen Studierenden, die sich ein Studium an wohnortfernen Hochschulen nicht erlauben können oder wollen, neue Bildungschancen eröffnet“, so Ministerin Ahnen. Die hohe Zahl derjenigen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Rheinland-Pfalz erworben haben, spricht für diese Politik: Rund 48% der Studierenden an den neuen Liegenschaften kommen aus Rheinland-Pfalz oder der unmittelbaren Umgebung der Hochschulen.
Auch die regionale Wirtschaft profitiert
Positive Auswirkungen hat die Konversion auch auf den Arbeitsmarkt. Einerseits zählen einige Hochschulen mit zu den größten Arbeitgebern in ihrer Region, andererseits sind zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Anfang 2010 waren an den neuen Liegenschaften insgesamt 1580 Personen beschäftigt, 673 (74%) mehr als vor der Konversion. Die enge Verzahnung mit der regionalen Wirtschaft und die Abstimmung der Studienangebote auf den regionalen Arbeitsmarkt tragen dazu bei, dass sich den Absolventinnen und Absolventen gute Berufschancen eröffnen. Umgekehrt profitieren gerade Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung vom Know-how der Hochschulen und den hochqualifizierten Absolventinnen und Absolventen, die sie hervorbringen. Die Konversionshochschulen haben es verstanden, so das Ergebnis der Studie, die Balance zwischen traditionellen Studiengängen und solchen mit überregional bedeutsamem Alleinstellungsmerkmal zu halten, so dass gute Voraussetzungen dafür gegeben sind, hervorragend ausgebildete Fachkräfte in der Region zu halten und den Studierenden gleichzeitig überregionale und internationale Berufschancen zu eröffnen.
Gerade in strukturschwächeren Gebieten stärken die Hochschulstandorte die Regionen im Standortwettbewerb, verbessern die Aussichten auf Unternehmensansiedlungen und die Möglichkeit der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Auch die erfolgreichen Ausgründungen von Start-up-Unternehmen, wie sie beispielsweise vermehrt in Zweibrücken und Koblenz erfolgt sind, können zu einem neuen Wachstums- und Innovationsschub verhelfen.
Die Studie zeigt auch, dass die Standorte mit Hilfe der Konversionsressourcen ein hohes anwendungsnahes Forschungs- und Entwicklungspotenzial für den Technologietransfer in die Unternehmen entwickelt haben. Die Hochschulen sind gerade für innovative kleine, mittlere und auch große Unternehmen als Forschungspartner interessant. Daraus wiederum resultiert ein hohes Drittmittelvolumen. Allein 2009 wurden an den neuen Liegenschaften Drittmittel in Höhe von rund 13 Mio Euro eingeworben.
Die Hochschulen an den neuen Liegenschaften haben sich mit individuellen, flexiblen und fortschrittlichen Studien- und Qualifizierungskonzepten auf die Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft eingestellt. Neben ihren grundständigen Angeboten bieten sie auf individuelle Lebensbedürfnisse angepasste Studien- und Qualifizierungsangebote, die helfen die wichtigste Ressource unseres Landes „Bildung“ für persönliche Aufstiegschancen und wirtschaftliche Entwicklung zu erschließen. Sowohl die Verlagerung von Hochschuleinrichtungen an den Ort der Bildungsnachfrage als auch die Flexibilisierung des Studienangebotes sind zukunftsgerichtet, weil sie den Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte und Berufstätige erleichtern und institutionelle Voraussetzungen für Lebenslanges Lernen bieten.
„In vielerlei Hinsicht wird deutlich, dass die Hochschulkonversion einen Beitrag zur Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der beteiligten Hochschulen geleistet und auch die Position des Landes Rheinland-Pfalz als Hochschulstandort gestärkt hat. Die Hochschulen an den neuen Liegenschaften wiederum sind zu einem bedeutsamen Faktor regionaler Entwicklung geworden und leisten einen wichtigen Beitrag zur Profilierung und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Region im nationalen und internationalen Kontext. Deshalb brauchen die Regionen ihre Hochschulen und umgekehrt“, so Ministerin Doris Ahnen.