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Hochschulpakt sichert gute Studienbedingungen - Bologna-Prozess erfolgreich weiterentwickelt

Wissenschaftsministerin Doris Ahnen und die Präsidenten der rheinland-pfälzischen Hochschulen haben sich auf Zielvereinbarungen zur Umsetzung der zweiten Phase des Hochschulpaktes für die Jahre 2011 bis 2015 verständigt, die in diesen Tagen unterzeichnet werden. Für die zweite Programmphase des Hochschulpaktes rechnet Rheinland-Pfalz nach Vorausberechnungen der Kultusministerkonferenz mit gut 20.000 zusätzlichen Studienanfängerinnen und Studienanfängern im Vergleich zum Jahr 2005, die an den rheinland-pfälzischen Hochschulen in den Jahren 2011 bis 2015 studieren werden.

„Ich freue mich, dass die Hochschulen des Landes sich dieser großen Herausforderung engagiert stellen. Die steigenden Studierendenzahlen sind vor allem eine große Chance für unser Land. Die Hochschulen werden so viele junge Menschen wie nie zuvor akademisch qualifizieren können. Angesichts der hochaktuellen Diskussion um den Fachkräftebedarf ist dies mehr als ein positives Signal. Wir brauchen verstärkt hochqualifizierte junge Menschen und unsere Hochschulen bilden sie aus“, sagte Wissenschaftsministerin Doris Ahnen zur Umsetzung der zweiten Programmphase des Hochschulpaktes 2020 heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der Landeshochschulpräsidentenkonferenz (LHPK), Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, und seinem Stellvertreter der LHPK, Prof. Dr. Konrad Wolf, Präsident der Fachhochschule Kaiserslautern.

Deutlich mehr Studierende – großes Angebot an Natur- und Ingenieurwissenschaften
Die sieben Fachhochschulen in Mainz, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Trier, Koblenz, Bingen und Worms planen, 7.169 zusätzliche Studienanfängerinnen und -anfänger in naturwissenschaftlich-technischen Fächern und 4.845 in geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Studiengängen aufzunehmen. Das entspricht rund 60% aller zusätzlichen Studienanfängerinnen und -anfänger im Land. Davon wiederum sollen rund 60% ein Studium in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) aufnehmen. An den vier Universitäten in Mainz, Kaiserslautern, Trier und Koblenz-Landau sollen 3.210 Studienanfängerinnen und -anfänger im naturwissenschaftlichen und 4.780 im geistes- und gesellschafswissenschaftlichen Bereich aufgenommen werden.

Zusätzliche Mittel – qualitative Impulse
Die Landesregierung verkenne keinesfalls die mit den steigenden Studierendenzahlen einhergehenden Belastungen der Hochschulen, so Wissenschaftsministern Ahnen. Das Land werde deshalb die Hochschulen beim Ausbau sehr gezielt unterstützen und strebe auch für die zweite Phase des Hochschulpaktes die vollständige, hälftige Kofinanzierung der voraussichtlich zur Verfügung stehenden Bundesmittel in Höhe von 200 Mio. Euro an; besonders erfreulich sei, dass dies über die gesetzliche Aufstockung des Sondervermögens im September dieses Jahres bereits jetzt bis 2013 sichergestellt sei.

In den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen wird festgelegt, dass die jeweiligen Hochschulen für jede zusätzliche Studienanfängerin und jeden zusätzlichen Studienanfänger einen sogenannten ‚Basispreis’ erhalten. Dafür sollen für die Laufzeit des Hochschulpaktes rund 286 Mio. Euro zur Verfügung stehen. In der 2011 beginnenden Phase des Hochschulpaktes erhalten die Hochschulen im Rahmen der sogenannten Programmbudgets darüber hinaus über 40. Mio. Euro für Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Qualität in der Lehre, einer aktiven Förderung von Frauen und der Entwicklung der sozialen Vielfalt und Attraktivität an den Hochschulen.

„Diese Mittel werden die Hochschulen dazu nutzen, die Qualität in Studium und Lehre weiterzuentwickeln, sich für neue Zielgruppen zu öffnen, ihr Profil weiter zu schärfen und sich im Wettbewerb um die besten Köpfe zu behaupten“, so Ministerin Ahnen.

So sollen im Bereich der Qualität in der Lehre beispielsweise Qualitätsmanagementsysteme etabliert werden, die Angebote der Studierendenberatung erweitert, Coaching- und Weiterbildungsangebote für Hochschullehrerinnen und -lehrer ausgebaut, aber auch ein Lehrkolleg zur systematischen Weiterentwicklung guter Lehre eingerichtet werden.
 
Um den Anteil der Frauen zu erhöhen, planen die Hochschulen unter anderem die Entwicklung und den Ausbau von Mentorinnenprogrammen auf allen Qualifikationsebenen, spezielle Unterstützungsangebote für neuberufene Hochschullehrerinnen und gezielte Angebote an der Schnittstelle Schule-Hochschule. „Gerade die Chancengleichheit für Frauen in Wissenschaft und Forschung möchten wir mit Nachdruck in den Blick nehmen und die Förderung ausweiten“, betonte Ministerin Ahnen.

Räumliche Kapazitäten ausbauen – neue Zielgruppen gewinnen
Ebenfalls ein besonderer – auch finanzieller Schwerpunkt – im Hochschulpakt II ist der Ausbau der räumlichen Kapazitäten. Die Hochschulen werden Mittel im Umfang von rund 20 Mio. Euro für zusätzliche Anmietungen und Baumaßnahmen erhalten. Diese Mittel umfassen auch Ausstattungs- und Betriebskosten.

Ein besonderes Augenmerk legt die Landesregierung auf die Entwicklung der Fachhochschulen, indem sie den Ausbau spezifischer Studienangebote im Bereich ‚Studium und Beruf’ fördert. Hierzu sind sogenannte Sonderprämien vorgesehen, um finanzielle Anreize zu schaffen, Duale oder Berufsintegrierte Studiengänge auszubauen und neue Zielgruppen für ein Hochschulstudium zu gewinnen wie etwa Beruflich Qualifizierte.

Mit der Katholischen Fachhochschule Mainz und der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung – Otto Beisheim School of Management werden in der nächsten Programmphase erstmals auch private Hochschulen am Hochschulpakt 2020 teilnehmen und insgesamt rund 400 zusätzliche Studienanfängerinnen und -anfängern aufnehmen.

„Mit den einvernehmlich zwischen Hochschulen und Land abgeschlossenen Zielvereinbarungen für die zweite Phase des Hochschulpaktes werden drei wesentliche Ziele erreicht: Die rheinland-pfälzischen Hochschulen erhalten bereits heute finanzielle Planungssicherheit, sie setzen in wichtigen Entwicklungsbereichen ihre Schwerpunkte selbst – das stärkt die Autonomie der Hochschulen – und die zusätzlichen Mittel sichern gute Rahmenbedingungen für Studium und Lehre auch bei steigenden Studierendenzahlen“, erläuterte Ministerin Ahnen. „Mit diesen konkreten Maßnahmen wird der quantitative Ausbau von einer qualitativen Weiterentwicklung in den Hochschulen begleitet“, so Doris Ahnen weiter.

Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Vorsitzender der Landeshochschulpräsidentenkonferenz, Prof. Dr. Georg Krausch, sieht in der Aufnahme und qualitätsvollen Ausbildung der zusätzlichen Studierenden „eine große Herausforderung“, der sich die rheinland-pfälzischen Hochschulen im Blick auf die Verantwortung gegenüber der jungen Generation gemeinsam stellen wollen. „Wir begrüßen dabei ausdrücklich die zusätzlich vom Land bereit gestellten Ressourcen zur Bewältigung der infrastrukturellen Lasten, zur Qualitätsverbesserung in der Lehre und zur Förderung der Gleichstellung“, so Krausch.

Für Prof. Dr. Wolf, Präsident der FH Kaiserslautern und stellvertretender Vorsitzender der LHPK steht fest, dass die Fachhochschulen des Landes ihre ambitionierten Ziele mit einer hohen Qualität des Studiums verbinden können. „Mit den Projekten, die aus den Programmbudgets realisiert werden, können die Fachhochschulen ihre besondere Stärke, die Lehre und die Nähe zu den Studierenden, trotz hoher Studienanfängerzahlen ausbauen und sich in wichtigen Bereichen, wie zum Beispiel der Praxisnähe, noch stärker profilieren", erwartet Wolf. Im Bereich des Ausbaus der dualen und berufsintegrierten Studiengänge sieht er große Chancen, das Studium für neue Zielgruppen zu öffnen. „Durch neue Studienangebote und die verstärkte Kooperation mit Unternehmen werden wir dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken. Aufgrund der steigenden Studierendenzahlen entstehen natürlich zusätzliche Belastungen der räumlichen und personellen Kapazitäten an den Hochschulen. Wir begrüßen daher nachdrücklich die zusätzlichen Mittel, die im Rahmen des Hochschulpaktes II für den Ausbau der räumlichen Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden“, meinte Wolf.

Rechtzeitig zum Beginn des Wintersemesters 2010/2011 werden auch konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses greifen
Zur Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses in Rheinland-Pfalz ist an den Hochschulen eine zügige Überprüfung der neuen Studienprogramme Bachelor und Master erfolgt. Eine solche Überprüfung hatten Wissenschaftsministerin Doris Ahnen und die Präsidentin und Präsidenten der rheinland-pfälzischen Hochschulen im Dezember letzten Jahres vereinbart. Mehr Freiheit bei der Studiengestaltung, geringere Prüfungsbelastung und Mobilitätsfenster sollen die Lernbedingungen für die Studierenden verbessern.

„Ich freue mich, dass an vielen Stellen Maßnahmen zur Nachsteuerung eingeleitet und zum Teil sogar schon umgesetzt wurden und damit bereits zum Wintersemester 2010/2011 den Studierenden zugutekommen. Es war uns wichtig, dass es in einem überschaubaren Zeitraum zu konkreten Verbesserungen kommt“, erklärte Wissenschaftsministerin Ahnen. Selbstverständlich dauere der Prozess weiter an und erfordere noch erhebliche Anstrengungen aller Beteiligten.

Mehr Flexibilität in der Studiengestaltung
Für eine erhöhte Freiheit bei der Studiengestaltung wurde insbesondere die neue Regelung des Hochschulgesetzes vom 1. September 2010 an den Hochschulen umgesetzt, Lehreinheiten - sogenannte Module - nicht miteinander zu verknüpfen, sondern Flexibilität bei der Wahl der Lehrveranstaltungen einzuräumen.

Prüfungsstress abbauen
Auch wenn bei der Überprüfung der Studiengänge überwiegend ein angemessener Arbeitsaufwand für die Studierenden festgestellt worden sei, zeigten sich doch auch Belastungsspitzen beispielsweise gegen Ende des Semesters. Um die Studierenden dann nicht mit zu vielen Prüfungen zu belasten, sind in den betreffenden Studiengängen sowohl der Prüfungsumfang als auch die Anzahl der Prüfungen reduziert worden. Hierzu trägt auch die neue Regelung im Hochschulgesetz bei, die vorsieht, ein Modul nur mit einer Prüfung abzuschließen. Ebenso wird weiterhin an einer Optimierung und Entzerrung der Prüfungstermine gearbeitet.

Größere Mobilität während des Studiums
Um während des Studiums die Mobilität zu erhöhen, werden durch studienorganisatorische Maßnahmen Zeitfenster für Auslandsaufenthalte geschaffen. An einigen Fachhochschulen soll auch im Rahmen von bevorstehenden Reakkreditierungsverfahren geprüft werden, inwieweit die Regelstudienzeit von Bachelorstudiengängen von sechs auf sieben Semester zu Gunsten eines integrierten Auslandssemesters erhöht werden kann. Wichtig sind auch der Ausbau von Hochschulpartnerschaften und die Erweiterung von Beratungsleistungen für Studierende.

„Dies zeigt, dass die Kritik der Studierenden, die auch im Rahmen des Bildungsstreiks des letzten Jahres geäußert wurde, ernst genommen und an den Hochschulen aufgegriffen wurde. Dabei freut mich besonders, dass alle Hochschulen die Studierenden in den zurückliegenden Diskussionsprozess vielfältig eingebunden haben, so auch in den Fachausschüssen für Studium und Lehre oder in eigens eingerichteten Foren“, betonte Ministerin Ahnen.

Für die Maßnahmen würden hälftig von Land und Hochschulen 10 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Sie dienen neben der Verstärkung der Prüfungs- und Auslandsämter sowie der Studienberatung zu einem großen Teil Tutorienprogrammen. Darüber hinaus stehen die Gelder für Lehraufträge bereit.

„Dies hat den Nachsteuerungsprozess beschleunigt, weil beispielsweise zügig Tutorien in den Bereichen eingesetzt werden konnten, in denen nach Abstimmung mit den Studierenden der größte Bedarf zur Verbesserung der Studierbarkeit bestand“, betonte Ministerin Ahnen.

„Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für den kooperativen Erarbeitungsprozess beim Hochschulpakt und die Intensität und Ernsthaftigkeit bei der Überprüfung der Bologna-Reform. Damit sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewältigung der steigenden Studierendenzahlen in den nächsten Jahren geschaffen“, resümierte Ahnen.

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