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Integration durch Förderung – auf Erfolgen aufbauen

„Deutschland kann es sich nicht leisten, auf die beruflichen Fähigkeiten, die wirtschaftliche Leistungsbereitschaft und das gesellschaftliche Engagement der hier lebenden Migrantinnen und Migranten zu verzichten – und schon gar nicht auf die Kompetenzen ihrer Kinder. Eine fundierte Schulausbildung ist nachgewiesenermaßen der Schlüssel für eine erfolgreiche Berufs- und Lebensgestaltung. Die Landesregierung tut daher sehr viel, damit junge Leute mit Migrationshintergrund ihre Fähigkeiten, Begabungen und Talente besser ausschöpfen können.“ Das unterstrich Bildungsministerin Doris Ahnen in der heutigen Aktuellen Stunde im Mainzer Landtag und verwies zugleich auf eine ganze Reihe objektiver Daten aus länderübergreifenden Vergleichsstudien, die dem Land gute Erfolge bei diesen Bemühungen bescheinigten.

Seit der ersten PISA-Studie, deren internationale Ergebnisse im Dezember 2001 öffentlich vorgestellt wurden, sei klar, dass in Deutschland die Förderung von Kindern aus bildungsfernen und sozial benachteiligten Schichten und insbesondere die Unterstützung von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund intensiviert werden müssten, um alle Entwicklungspotenziale der Gesellschaft zu nutzen. „Wir wissen auch aus der Bildungsforschung, dass solche Umsteuerungsprozesse, die die ganze Bildungskette betreffen, acht bis zehn Jahre benötigen, bevor sie Wirkung zeigen. Wir in Rheinland-Pfalz können mit Stolz sagen: Die Wirkung und damit der Erfolg unserer Bildungspolitik ist deutlich sichtbar“, sagte Doris Ahnen.

Über die ganzen PISA-Folgestudien bis 2009 hinweg zeige sich deutlich, dass der Rückstand der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gegenüber Altersgenossinnen und Altersgenossen aus deutschsprachigen Familien bei der zentralen Lesekompetenz immer kleiner geworden sei, hielt die Bildungsministerin fest. Die Grundschulvergleichsstudien IGLU bestätigten die Erfolge in der Migrantenförderung sogar noch deutlicher. Der Ländervergleich für die Bildungsstandards, der 2009 die länderbezogene PISA-Sonderauswertung ersetzt habe, bescheinige den Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Rheinland-Pfalz Kompetenzwerte über dem Bundesdurchschnitt und einen geringeren Abstand zum Durchschnitt der Schülerinnen und Schüler aus rein deutschsprachigen Familien als in anderen Bundesländern – beispielsweise in den wirtschaftsstärkeren Ländern Bayern oder Baden-Württemberg.

„Die Grundlage dafür ist ein abgestimmtes, konsequentes Förderkonzept, das in den Kindertagesstätten ansetzt, über die Grundschulen und weiterführenden Schulen fortgeführt“, betonte Doris Ahnen. Sie verwies in diesem Zusammenhang auch auf Bausteine wie das Ganztagsschulprogramm des Landes, das seit dem Startschuss im Jahr 2001 bundesweit die Bildungspolitik geprägt habe. Erwähnt werden müsse auch die Verknüpfung der Fördermaßnahmen in Kindertagesstätten und Schulen mit außerschulischen Bildungsangeboten beispielsweise den Feriensprachkursen der Volkshochschulen für Kinder oder den Angeboten von Weiterbildungsträgern für Eltern wie die Kurse „Mama lernt Deutsch“.

Der massive Ausbau der Sprachförderung in den Kindertagesstätten im Rahmen des Programms „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“, die konsequente Neuorientierung der Kindergärten hin zu Stätten der frühen Bildung und die Erweiterung der Besuchsquoten in diesen ersten Bildungseinrichtungen – auch durch die Beitragsbefreiung des Kindergartenbesuchs, die das Land umgesetzt habe – legten schon im frühen Kindesalter die Grundlagen für eine gute Förderung, sagte die Bildungsministerin. Mehr als 97 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen in Rheinland-Pfalz besuchten mittlerweile eine Kindertagesstätte (Bundesdurchschnitt: 92,5 Prozent). Bei den Kindern dieser Altersgruppe mit Migrationshintergrund liege der Anteil in Rheinland-Pfalz bei rund 92 Prozent, im Bundesdurchschnitt bei 83,6 Prozent. Die Sprachförderung sei dabei eine durchgängige Schwerpunktaufgabe, der sich die Erzieherinnen und Erzieher mit viel Engagement von Anfang an stellten. In den letzten beiden Kindergartenjahren werde dies durch spezielle, vom Land geförderte Zusatzangebote noch intensiviert. Und das Land unterstütze auch die (Weiter-)Qualifizierung von Erzieherinnen, Erziehern und speziellen Sprachförderkräften.

In den Grundschulen finde dieses Förderkonzept seine Fortsetzung durch erhöhte Lehrerzuweisungen für Klassen mit einem hohen Migrantenanteil, durch gezielte Sprachkurse für Kinder mit geringen Deutschkenntnissen sowie durch die Förderung einer speziellen Hausaufgabenhilfe mit spielerischer Sprachförderung vor allem in den ersten beiden Klassenstufen, die seit Beginn dieses Schuljahres auch auf die Klassenstufen 3 und 4 ausgedehnt werden könne. „Im letzten Schuljahr wurden 3.200 zusätzliche Förderstunden zweckgebunden für die Sprachförderung von Migrantenkindern den Grundschulen zugewiesen. Für die Hausaufgabenhilfe fördert das Land aktuell 395 Gruppen in 146 Grundschulen und daneben gibt es in den Grundschulen noch eine Vielzahl von Förderangeboten in Kleingruppen im regulären Unterrichtsalltag“, hielt Doris Ahnen fest.

Einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund – und zwar auch im Bereich der Sekundarstufe I – leisteten zudem die mittlerweile 574 Ganztagsschulen, die im Land seit 2002 entstanden seien, so die Bildungsministerin weiter. In ihrem erweiterten Zeitrahmen werde eine breite Palette von Fördermaßnahmen möglich, die (nicht nur aber auch) den Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zugute kämen. Im Konzept der im Zuge der Schulstrukturreform entwickelten neuen Schulart Realschule plus seien zudem ganz gezielt auch Förderangebote für diesen Kreis der Schülerschaft verankert worden. Unabhängig von anderen Förderkontingenten stünden beispielsweise allein für die Sprachförderung in den Realschulen plus aktuell 3.500 zusätzliche Lehrerwochenstunden bereit. Natürlich seien zusätzliche Fördermaßnahmen aber auch in den Konzepten der Integrierten Gesamtschulen verankert.

„All diese Angebote können sich auf ausgefeilte, aktuelle inhaltliche Rahmenvorgaben stützen – wie beispielsweise den Rahmenplan Deutsch als Zweitsprache und werden begleitet und unterstützt durch ein gezieltes Fortbildungsangebot für Lehrkräfte“, resümierte Bildungsministerin Ahnen. Die Resonanz beispielsweise auf das von einer ganzen Reihe von Stiftungen unterstützte START-Stipendienprogramm für engagierte und leistungsfähige Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund auf dem Weg zu einem Hochschulabschluss zeige, dass die Unterstützungsangebote bei den Migrantinnen und Migranten auch auf ein positives Echo stoßen. „Diese Landesregierung will und wird die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund weiter verstärken und damit auch die Integration weiter vorantreiben und die Zukunftsfähigkeit des Landes stärken“, unterstrich Doris Ahnen abschließend.

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