| Schuljahresbeginn 2011/2012

Kleinere Klassen, gute Unterrichtsversorgung, umfangreicheres pädagogisches Angebot

Vom Vorhaben der Landesregierung, kleinere Klassen einzurichten, profitieren mit dem heutigen Start ins Schuljahr 2011/2012 die Grundschulen. In den ersten Klassen aller 976 Grundschulen sind ab sofort 24 Schülerinnen und Schüler die Obergrenze. Bislang galten 28 beziehungsweise 30 angemeldete Schülerinnen und Schüler als Grenze für eine Klassenteilung. „Durch die neue Vorgabe sind an den 976 Grundschulen landesweit insgesamt 138 erste Klassen mehr gebildet worden als dies nach der alten 28er-Regelung der Fall gewesen wäre“, unterstrich Bildungsministerin Doris Ahnen heute am ersten Schultag des Schuljahres 2011/2012 in der Theodor-Heuss-Grundschule in Mainz-Hechtsheim. An dieser Grundschule werden morgen 101 Kinder in fünf Klassen eingeschult. Das ist eine Klasse mehr als nach der alten Regelung.

Doris Ahnen unterstrich: „Wir sind einen großen Schritt vorangekommen mit der Verkleinerung der Grundschulklassen und ich bin sehr froh, dass wir diese wichtige pädagogische Verbesserung in diesem Schuljahr realisieren können. Davon profitieren einerseits die Grundschulen in den Städten, die bisher in der Regel größere Klassen haben. Andererseits wird die Absenkung mit Blick auf die vielen kleinen Grundschulstandorte helfen, Schulen vor Ort zu erhalten. ,Kurze Beine, kurze Wege’ – an diesem Grundsatz wollen wir im Interesse von Kindern und Familien auch in Zukunft festhalten.“ Mit dem jetzigen Schritt sei Rheinland-Pfalz (zusammen mit dem Stadtstaat Hamburg) das Bundesland mit der niedrigsten Klassenmesszahl für die Eingangsklassen der Grundschulen.

Die Absenkung für die ersten Grundschulklassen markiere den Beginn eines neuen, mittelfristig angelegten Stufenplans zur Verbesserung der pädagogischen Bedingungen in den Schulen, unterstrich die Bildungsministerin. Der Plan sieht vor:

  • In den Grundschulen gilt ab dem Schuljahr 2012/2013 auch in der 2. Klassenstufe, ab dem Schuljahr 2013/2014 zusätzlich in der Klassenstufe 3 und ab 2014/2015 in allen vier Klassenstufen die Klassenmesszahl 24.
  • Zum Schuljahr 2013/2014 soll zudem die Messzahl für die Eingangsklassen (Klassenstufe 5) der Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen (IGS) auf 28 Schülerinnen und Schüler abgesenkt werden. Ab dem Schuljahr 2014/2015 wird dies auf die Klassenstufe 6 ausgeweitet. Zum Schuljahr 2015/2016 folgt eine weitere Absenkung in den Gymnasiums- und IGS-Eingangsklassen auf 25 Schülerinnen und Schüler und 2016/2017 die Ausweitung dieser Maßnahme auf die Klassenstufe 6, so dass dann für die gesamte Orientierungsstufe aller Schularten 25 Schülerinnen und Schüler pro Klasse die Obergrenze sind (in den Realschulen plus gilt dies bereits seit dem Start zum Schuljahr 2009/2010).
  • Für alle Integrierten Gesamtschulen, die ab dem kommenden Schuljahr neu an den Start gehen wollen und die eine Vierzügigkeit erreichen müssen, gilt die Zahl von 25 Schülerinnen und Schülern pro Eingangsklasse als Obergrenze ab sofort.
  • Im Stufenplan ist auch eine Verbesserung der pädagogischen Rahmenbedingungen für die Berufsfachschule vorgesehen.

„Für diesen Stufenplan setzt die Landesregierung einen erheblichen Teil der so genannten demographischen Rendite ein, die durch den Rückgang der Schülerzahlen bis 2016 entsteht. Insgesamt werden für die Umsetzung rund 1.000 Lehrerstellen benötigt und zur Verfügung gestellt“, hielt die Bildungsministerin fest.

Neue Wege in der Unterrichtsversorgung
„Eine gute Unterrichtsversorgung sicherzustellen – das war, ist und bleibt eines der obersten Ziele der Landesregierung“, betonte Doris Ahnen weiter. Für den Bedarf im laufenden Schuljahr seien insgesamt rund 550 freigewordene Planstellen für Lehrkräfte neu besetzt worden, etwas mehr als 90 davon bereits im Februar beziehungsweise im Mai. 100 dieser Planstellen seien für ein völlig neues Instrument in der Unterrichtsversorgung, den „Vertretungspool“ eingesetzt worden, weitere 100 Stellen sollen zum 1. Februar 2012 folgen. Die Lehrkräfte im „Vertretungspool“ müssen mit der Einstellung ihre Bereitschaft erklären, drei Jahre lang für Vertretungseinsätze, die mindestens 6 Monate – oft aber auch länger – dauern, an mehreren Schulen eingesetzt zu werden. Die Stellen sind reguläre und unbefristete Beamten-Planstellen. Nach den ersten drei Jahren werden die Lehrkräfte dauerhaft an eine bestimmte Schule versetzt und versehen von diesem Zeitpunkt an ihren Dienst wie alle anderen dauerhaft beschäftigten Lehrerinnen und Lehrer.

Daneben habe die Schulaufsicht – orientiert am Bedarf der Schulen vor Ort – zahlreiche Vertretungsverträge in Form von befristeten Angestelltenverträgen abgeschlossen. Die Bildungsministerin sagte: „Zum letzten Ferientag hat uns die Schulaufsicht in der ADD insgesamt 2.208 abgeschlossene Vertretungsverträge gemeldet. Im Verlauf eines Schuljahres gibt es allerdings nie gleich viele Vertretungslehrkräfte. Immer wieder laufen Verträge aus, weil der Vertretungsbedarf entfällt. Und immer wieder werden neue abgeschlossen, weil Lehrerinnen und Lehrer langfristig erkranken oder in Elternzeit gehen – um nur die zwei wichtigsten Gründe zu nennen.“ Deshalb werde das Bildungsministerium die Zahlen auch für die kommenden Monate erheben und zur Verfügung stellen. Der Schulaufsicht gebühre gerade in diesem Jahr ein ganz besonderer Dank für das große Engagement im Personaleinstellungsverfahren, so die Ministerin.

Mit einer Gesamtschülerzahl von voraussichtlich knapp 576.500 Schülerinnen und Schülern setze sich der Trend sinkender Schülerzahlen fort. Der Rückgang liege im laufenden Jahr bei 12.000 Schülerinnen und Schülern, allein die allgemeinbildenden Schulen besuchten im neuen Schuljahr rund 8.500 Kinder und Jugendliche weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig seien an den Schulen im Land rund 42.000 hauptamtliche Lehrkräfte beschäftigt. „Das vorläufige Fazit für die Unterrichtsversorgung in den allgemeinbildenden Schulen fällt insgesamt positiv aus“, betonte Doris Ahnen auch mit Blick auf die kritischen Anmerkungen aus Lehrerverbänden und Gewerkschaften. Selbst die Verbände stellten aktuell fest, dass von dem vor den Ferien von ihnen beschworenen „Chaos“ keine Rede mehr sein könne. „Ich bin der festen Überzeugung, die Schulen im Land kommen mit der aktuellen Unterrichtsversorgung gut zurecht“, so die Bildungsministerin. Ein abschließendes und wirklich fundiertes Bild werde allerdings erst die offizielle Schulstatistik liefern, deren erste Ergebnisse für die allgemeinbildenden Schulen – wie üblich – im Herbst öffentlich vorgestellt würden.

Qualitätssprung in der Schulstrukturentwicklung
Ein zentrales Ziel der Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz sei neben einer angemessenen Versorgung der Schulen mit Lehrkräften die Schaffung einer zukunftsfesten Schulstruktur, die „allen Kindern und Jugendlichen gleiche Chancen bietet, ihre Fähigkeiten, Talente und Neigungen möglichst gut zu entwickeln, die leistungsfähig und durchlässig ist, indem sie verschiedenste Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet“, sagte Bildungsministerin Ahnen. Mit dem Start von 12 Fachoberschulen, die mit Realschulen plus verbunden sind, werde Schülerinnen und Schülern ein neuer, zusätzlicher Weg zur Fachhochschulreife eröffnet. „Das ist ein Qualitätssprung. Dass wir mit der 2009 gestarteten Schulstrukturreform auf dem richtigen Weg sind, zeigt auch die Tatsache, dass mit dem Start von 14 neuen Realschulen plus und von 2 Integrierten Gesamtschulen die Gesamtzahlen jetzt bei 174 Realschulen plus und 54 IGSen landesweit liegen und überhaupt nur noch 22 Realschulen in herkömmlicher Form und 15 Hauptschulen Schülerinnen und Schüler neu aufgenommen haben“, stellte die Ministerin fest. Mehr Aufstiegsmöglichkeiten und mehr Durchlässigkeit biete auch das Bildungsangebot der Berufsbildenden Schulen. In diesem Schuljahr gingen ein Berufliches Gymnasium, eine Fachschule für Veranstaltungs- und Eventmanagement sowie zwei Höhere Berufsfachschulen mit der Fachrichtung Sozialassistenz neu an den Start.

Für die pädagogische Weiterentwicklung des schulischen Angebots stünden auch die 41 neuen Ganztagsschulen in Angebotsform (Gesamtzahl jetzt: 574) sowie insbesondere die 27 neuen Schwerpunktschulen, die ganz im Sinne der international geforderten Inklusion behinderte und nicht-behinderte Schülerinnen und Schüler gemeinsam unterrichteten. „Mit 228 Schwerpunktschulen im Grundschul- und im Sekundarschulbereich hat Rheinland-Pfalz mittlerweile ein dichtes Netz von inklusiven Angeboten, das wir in Zukunft noch enger knüpfen wollen. Vor allem aber werden wir in dieser Legislaturperiode ein vorbehaltloses Wahlrecht der Eltern zwischen integrativem Unterricht und dem Besuch einer Förderschule gesetzlich festschreiben. Wir richten uns auch heute schon nach den Wünschen der Eltern, aber wir wollen hier noch mehr Eindeutigkeit schaffen“, unterstrich Doris Ahnen.

Hilfe und Entlastung für Eltern
„Erfolgreiche Bildungsprozesse erfordern insbesondere ein enges Zusammenspiel von Schulen, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern“, hielt die Bildungsministerin fest. Um diese Zusammenarbeit weiter zu stärken, würden mit dem neuen Schuljahr unter anderem die Fortbildungsangebote für angehende und für bereits aktive Elternvertreterinnen und Elternvertreter intensiviert und stärker regionalisiert. Das mittlerweile etablierte „Netzwerk Elternqualifikation an Schulen“ aus erfahrenen Mitgliedern von Schulelternvertretungen werde zudem stärker in die Weiterbildung der Elternvertretungen eingebunden.

Unterstützung biete das Land den Eltern auch durch finanzielle Entlastung, unterstrich Doris Ahnen und nannte als ein Beispiel die Schulbuchausleihe. Zum neuen Schuljahr greift das System auch in den gymnasialen Oberstufen von Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen sowie in den Wahlschulbildungsgängen der berufsbildenden Schulen (Berufliche Gymnasien, Fachoberschulen, Berufsfachschulen, dreijährige Berufsfachschulen, höhere Berufsfachschulen sowie Berufsoberschulen). Im kommenden Schuljahr (2012/2013) folgt die Ausweitung auf die Grundschulen.

„Den Kommunen als Schulträgern, den Schulleitungen und den vielen Helferinnen und Helfern, die sich für die Abwicklung der Schulbuchausleihe engagiert haben, will ich hier ausdrücklich danken“, sagte die Ministerin. Nach dem aktuellen Stand hätten in diesem Jahr rund 160.000 Schülerinnen und Schüler das Angebot der Schulbuchausleihe genutzt. Die Teilnahmequote liege damit bei etwas mehr als 50 Prozent. In den Klassenstufen 5 bis 10, die bereits im vergangenen Schuljahr an der Ausleihe teilnehmen konnten, sei die Quote dabei über den Vorjahreswert von 58 Prozent gestiegen. In der gymnasialen Oberstufe würden Bücher in der Regel zu Beginn der 11. Jahrgangsstufe angeschafft und bis zum Abitur benutzt, so dass hier eine geringere Quote nicht verwunderlich sei. „Die Landesregierung wird ihren Kurs weiter fahren, Eltern bei der Förderung der Bildungswege ihrer Kinder auch finanziell zu unterstützen“, betonte Doris Ahnen und kündigte an: „Noch in diesem Schuljahr soll gesetzlich verankert werden, dass die Eigenanteile von Eltern bei der Schülerbeförderung für alle Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I entfallen.“
 
Anlage: Weitere Neuigkeiten zum Schuljahr 2011/2012


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