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Klemm-Gutachten liefert gute Planungsgrundlage für die nächsten fünf Jahre

Verbesserte Rahmenbedingungen für guten Unterricht: Eine gute Unterrichtsversorgung und gleichzeitig pädagogische Verbesserungen stehen im Mittelpunkt der Bildungspolitik in den nächsten Jahren. Bei stark zurückgehenden Schülerzahlen und bei einem notwendigen Beitrag zur Konsolidierung des Landeshaushaltes können diese Ziele nur auf einer soliden Planungsgrundlage sicher erreicht werden. Bildungsministerin Doris Ahnen hat mit dieser komplexen Aufgabenstellung den bundesweit anerkannten Bildungsforscher Prof. Klaus Klemm beauftragt. Er sollte für die Zeit bis einschließlich des Schuljahres 2016/2017 die Entwicklung des Lehrkräftebedarfs im Land untersuchen, auch unter fächerspezifischen Aspekten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung liegen nun vor. Bildungsministerin Ahnen und Prof. Klemm stellten heute gemeinsam die Studie und die wesentlichen Folgerungen daraus den Lehrerverbänden und -gewerkschaften sowie der Presse vor.

„Die Aufgabenstellung des Gutachtens war in der Tat nicht einfach und ich bin froh, dass Professor Klaus Klemm den Auftrag angenommen hat. Wir haben jetzt eine mehr als solide Planungsgrundlage, um unsere Schulen gut mit Lehrkräften versorgen zu können, den Anteil befristeter Verträge deutlich zu reduzieren und den eingeschlagenen Weg der Verbesserung der pädagogischen Rahmenbedingungen mit beträchtlichen Ressourcen zu unterstützen“, sagte Bildungsministerin Ahnen und ergänzte: „Im Ergebnis zeigt das Gutachten, dass die Hälfte der durch zurückgehende Schülerzahlen frei werdenden Lehrerstellen für die Weiterentwicklung der Schulen zur Verfügung steht. Eine bessere Unterrichtsversorgung, kleinere Klassen, der Ausbau inklusiver Schulen und weitere Ganztagsschulangebote sind dabei wesentliche Meilensteine.“

Der Autor der Studie, Prof. Klaus Klemm, betonte: „Der Auftrag aus Rheinland-Pfalz hat mich gereizt, denn diese Untersuchung ist die erste umfassende Prognose des Lehrkräftebedarfs in einem Bundesland unter Berücksichtigung aller denkbaren Parameter über einen längeren Planungszeitraum. Der hier beschrittene Weg, mit Hilfe anerkannter statistischer Vorhersagemethoden und unter Berücksichtigung der politischen Agenda für eine Wahlperiode eine detaillierte Bedarfsermittlung vorzunehmen, ist bislang einmalig. Bei vielen Vorausberechnungen wurde Neuland beschritten.“

Verbesserung der Unterrichtsversorgung zentrales Ziel

„Ein zentrales Thema ist die Unterrichtsversorgung, die wir deutlich verbessern wollen. Alleine dafür werden fast 500 Stellen eingeplant. Mit der deutlichen Ausweitung des Vertretungspools auf 1.000 Stellen soll möglichst vielen jungen Menschen mit abgeschlossener Lehramtsausbildung eine dauerhafte Festanstellung auf einer Planstelle ermöglicht und die pädagogische Kontinuität erhöht werden“, sagte Doris Ahnen.

Als Folgerungen aus dem Gutachten seien vorgesehen:

  • Die Unterrichtsversorgung an den allgemeinbildenden Schulen soll mindestens den bisherigen Höchstwert im Schuljahr 2010/2011 erreichen – mit einem besonderen Fokus auf den Gymnasien. Diese Halbierung des aktuellen strukturellen Defizits im Untersuchungszeitraum ist auch die Zielmarke für die berufsbildenden Schulen, die so mit drei Prozent eine nie dagewesene Versorgung erreichen können. Zusammengenommen sind hierfür 464 Vollzeitlehrereinheiten eingeplant.
  • Für eine verlässlichere Unterrichtsplanung soll ein größerer Teil der bislang für zeitlich befristete Angestelltenverträge bereitgestellten Vertretungsmittel umgesteuert werden. Der in diesem Schuljahr mit 200 Stellen gestartete Vertretungspool mit Planstellen für beamtete Lehrkräfte wird schrittweise um insgesamt 800 Vollzeitstellen erhöht. Diese Lehrkräfte können über einen Zeitraum von 3 Jahren in verschiedenen Schulen eingesetzt werden, in denen längerfristiger Vertretungsbedarf besteht.

Gute Rahmenbedingungen für pädagogisch anspruchsvolle Schule schaffen

Wie erst jüngst wieder eine Umfrage gezeigt hat, spielt für Lehrkräfte und Eltern die Größe der Lerngruppen in den Schulen eine zentrale Rolle. Nachdem in den Realschulen plus die Klassengröße bereits ab dem Schuljahr 2009/2010 für die Klassenstufen 5 und 6 reduziert wurde, wird diese Absenkung nun auch an den Grundschulen, Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen in einem gestuften Verfahren umgesetzt. Auf der Basis des Gutachtens sind daher bis zum Schuljahr 2016/2017 für die Absenkung der maximalen Klassengrößen in den Grundschulen sowie in den Orientierungsstufen von Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen insgesamt 893 Vollzeitlehrereinheiten eingeplant. Damit kann vom kommenden Schuljahr an in drei weiteren Schritten die Klassenmesszahl in allen Klassenstufen der Grundschulen auf 24 Schülerinnen und Schüler abgesenkt werden. Und es ist möglich, die maximale Klassengröße in allen 5. und 6. Klassen der Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen in zwei Schritten ab dem Schuljahr 2013/2014 auf dann 25 Schülerinnen und Schüler zu verringern.

Für weitere pädagogische Verbesserungen sind in dem genannten Zeitraum folgende Ressourcen eingeplant:

  • Für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und den Ausbau des inklusiven Unterrichtsangebots im Land sind insgesamt 200 zusätzliche Vollzeitlehrereinheiten vorgesehen.

  • Für die Verbesserung der Aufstiegsmöglichkeiten und mehr Durchlässigkeit zu höheren Schulabschlüssen im allgemeinbildenden Schulangebot durch die Erweiterung des Netzes von Integrierten Gesamtschulenmit Oberstufen und durch den Aufbau von Fachoberschulen an den Realschulen plus werden zusammengenommen 150 Vollzeitlehrereinheiten benötigt.

  • Für die Ausweitung der Ganztagsschulangebote sind 150 Vollzeitlehrereinheiten eingeplant. Damit wird in Zukunft jede zweite allgemeinbildende Schule im Land Ganztagsschule sein.

  • Für die Weiterentwicklung der Berufsfachschulen stehen 50 Vollzeitlehrereinheiten zur Verfügung.

Diese pädagogischen Verbesserungen seien vorrangig, unterstrich Bildungsministerin Ahnen und sagte: „Das Land wird zukünftig mehr Geld denn je pro Schülerin und Schüler ausgeben. Die Schüler-Lehrer-Relation wird sich über alle Schularten hinweg von 15,9:1 zu Beginn der laufenden Legislaturperiode auf 14,7:1 im Schuljahr 2016/2017 verbessern. Gleichwohl leistet der Bildungsbereich auch einen Beitrag zur weiteren Haushaltskonsolidierung. Die detaillierten Berechnungen des Gutachtens ermöglichen uns, diese unterschiedlichen Anforderungen verantwortungsvoll in Einklang zu bringen.“ Heute eine gute Ausstattung von Schule zu gewährleisten und gleichzeitig Mitverantwortung zu übernehmen, dass das Land dauerhaft seinen zentralen bildungspolitischen Aufgaben nachkommen kann, sei das Gebot der Stunde.

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