„René Pollesch zählt ohne Zweifel zu den produktivsten und ideenreichsten Autoren und Regisseuren der Gegenwart und hat mit der von ihm entwickelten Variante des Sprechtheaters hohe Maßstäbe in der deutschen Theaterlandschaft gesetzt“, sagte die rheinland-pfälzische Kulturministerin Doris Ahnen bei der Preisverleihung im Frankfurter Hof (Mainz). Die Ministerin überreichte den Preis stellvertretend für Ministerpräsident Kurt Beck, der wegen einer Sonderkonferenz der Ministerpräsidenten in Berlin nicht teilnehmen konnte. Beck, Vorsitzender der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, zur Preisverleihung: „Als wichtiger Gegenwartsautor gehört René Pollesch in diese Reihe von bedeutenden Dramatikern, die mit dem Else Lasker-Schüler-Preis ausgezeichnet wurden. Ich gratuliere ihm und Nina Büttner, die in diesem Jahr den Stückepreis erhält, ganz herzlich.“
Zu Pollesch befand die Jury: „Seine Figuren spielen keine Rollen, sondern sprechen in rasantem Tempo einen Text, der sich aus Theoriefragmenten, Alltagserfahrungen und Beschimpfungen zusammensetzt.“ Die Entscheidung der Jurorinnen und Juroren, Pollesch mit dem Else Lasker-Schüler-Preis auszuzeichnen, folge einer langen Tradition, so Doris Ahnen. „Die Jury hat seit jeher Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt, die mit den Themen und der Struktur ihrer Stücke neue Wege suchen und die mit Sprache und Bildern experimentieren.“
Dafür spricht auch die Wahl der diesjährigen Trägerin des Stückepreises. Der mit 5.000 Euro dotierte und als Nachwuchsförderung angelegte Preis geht an Nina Büttner für ihr Werk „Schafinsel“. Mit diesem habe sie laut Jury „ein spielfreudiges Prekariatsstück zwischen Boulevard und Tragödie“ geschaffen. „Die burlesken, aber auch schmerzhaften Begegnungen der Klassen finden in einer facettenreichen Sprache statt: Kalauer und komödiantisch-drastische Maximen stehen neben der Sprache des Hasses und lyrischen Phantasien.“
Zu den bisherige Preisträgern zählen Roland Schimmelpfennig (2010), Fritz Kater (2008), Dea Loher (2005) und Elfriede Jelinek (2003). Den Stückpreis haben bereits Autorinnen und Autoren wie Azar Mortazavi und Achim Stegmüller (2010), Almut Baumgarten (2008) und Torsten Buchsteiner (2005) erhalten.
„Das Spielen mit Sprache, Bildern und Selbstwahrnehmungen, für das all diese Künstlerinnen und Künstler stehen, charakterisiert auch das Leben und Werk der großen Lyrikerin Else Lasker-Schüler, an die der Preis erinnern soll“, fügte Doris Ahnen hinzu.
Die jüdische Künstlerin war vor den Nationalsozialisten zunächst in die Schweiz geflohen und starb noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Jerusalem. „Für Rheinland-Pfalz war und bleibt es eine bedeutsame Aufgabe, die jüdischen Anteile der kulturellen Wurzeln unseres Landes zu ehren und zu pflegen“, so Doris Ahnen. „Der nach Else Lasker-Schüler benannte Preis soll dazu einen Beitrag leisten.“
|
Kultur
René Pollesch erhält Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis 2012
Mit seinen Stücken hat er eindrucksvolle und nachhaltige Impulse in der deutschsprachigen Theaterliteratur und Theaterszene gesetzt. Am Mittwochabend erhielt René Pollesch für sein dramatisches Gesamtwerk den Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Vergeben wird der mit 15.000 Euro dotierte Dramatikerpreis, einer der höchstausgestatteten Preise der Bundesrepublik Deutschland, im Auftrag der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur vom Pfalztheater Kaiserslautern.
