„Zentrales Ziel der Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz ist: Alle Kinder und Jugendlichen sollen durch das schulische Angebot die Chance erhalten, ihre Fähigkeiten, Talente und Neigungen möglichst gut zu entwickeln“, hielt Doris Ahnen fest. Die sehr dynamisch verlaufende Schulstrukturreform solle diese Zielsetzung vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung auf Dauer absichern. 52 in diesem Schuljahr neu startende Realschulen plus und 17 neue Integrierte Gesamtschulen zeigten, dass dies auch von Schulen, Schulträgern und Eltern engagiert mitgetragen werde. Damit ermöglichten insgesamt 162 Realschulen plus und 52 Integrierte Gesamtschulen landesweit Schülerinnen und Schülern neue Möglichkeiten einer stärkeren individuellen Förderung, ein längeres gemeinsames Lernen und erweiterte Aufstiegschancen. „Und mit den vor den Sommerferien gefällten Entscheidungen über den nächsten Umsetzungsschritt der Schulstrukturreform wird die Reform zum Schuljahr 2011/2012 bereits weitestgehend abgeschlossen sein“, sagte die Ministerin. Mit sechs neuen Beruflichen Gymnasien und drei Höheren Berufsfachschulen würden jetzt zudem im Bereich der Berufsbildenden Schulen zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen.
Mehr individuelle Förderung
Beim Ausbau der Unterstützung und Förderung von Schülerinnen und Schülern gelte das besondere Augenmerk guten pädagogischen Bedingungen und der Sicherung der Unterrichtsversorgung, so die Bildungsministerin, die in diesem Zusammenhang auf die Einstellung von rund 840 Lehrkräften für das Schuljahr 2010/2011 verwies. „Bessere Chancen zur individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern bieten durch zusätzliche Angebote und einen erweiterten Zeitrahmen auch die Ganztagsschulen, deren Kreis seit dem Start des Landesprogramms 2001 ständig weiter ausgebaut wird“, sagte Doris Ahnen weiter. 49 neue Ganztagsschulen in Angebotsform in allen allgemeinbildenden Schularten – von der Grundschule bis zum Gymnasium – gingen zum Schuljahresbeginn an den Start. Damit hätten landesweit 537 Ganztagsschulen zum Schuljahresbeginn neue Schülerinnen und Schüler aufgenommen. Durch vier neue Ganztagsgymnasien mit achtjährigem Bildungsgang werde zudem dieses besondere Angebot zur Schulzeitverkürzung auf landesweit 17 Schulstandorte ausgedehnt. Interessant sei im Zusammenhang mit dem Ausbau des Ganztagsangebots, dass das Landeskonzept der Ganztagsschule nicht nur bei Schülerinnen, Schülern, Eltern, Schulen und Schulträgern sehr gut ankomme, sondern auch bei jungen Menschen, die sich nach der Schulzeit sozial engagieren wollten. Zum neuen Schuljahr seien zusätzlich fast 600 junge Menschen im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) an Ganztagsschulen im Einsatz.
Mehr gemeinsames Lernen für behinderte und nicht-behinderte Kinder
„Mehr Chancen für alle Kinder und Jugendlichen zu schaffen, das heißt für uns auch: Wir wollen die Integration von beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen im schulischen Bereich kontinuierlich weiter verbessern“, hielt die Bildungsministerin fest. Noch häufiger als bisher werde in rheinland-pfälzischen Schulen zum neuen Schuljahr wohnortnah gemeinsamer Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Schülerinnen und Schülern auf einem qualitativ hohen Niveau angeboten. Durch die Ernennung von 25 neuen Schwerpunktschulen hätten jetzt zum Schuljahresanfang insgesamt 113 Grundschulen und 80 Schulen der Sekundarstufe I neue Schülerinnen und Schüler aufgenommen. Dies sei auch ein Beitrag zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die Rheinland-Pfalz als erstes Bundesland in einen Aktionsplan umgesetzt habe.
Neues Angebot für besondere Talente im künstlerischen Bereich
„Eine ganz besondere Erweiterung des Schulangebots im Land ist der Start des neuen Landeskunstgymnasiums in Alzey“, sagte Doris Ahnen weiter. Mit dem Landesmusikgymnasium in Montabaur gebe es bereits seit längerem ein solches Angebot für musikalisch besonders Begabte, das jetzt durch ein Angebot im Bereich der Bildenden Kunst ergänzt werde. Die Resonanz auf das neue Angebot für Schülerinnen und Schüler mit sehr speziellen Begabungen sei mit 67 Bewerbungen erfreulich groß gewesen. Und nach einem Auswahlverfahren, das ein durchweg hohes künstlerisches Niveau der Bewerberinnen und Bewerber zeigte, könnten nun eine 10. Klasse mit 22 Schülerinnen und Schülern sowie eine 11. Klasse mit 24 Schülerinnen und Schülern an den Start gehen. Das spezielle Unterrichtsangebot des Landeskunstgymnasiums sieht in der Klassenstufe 10 einen fünfstündigen Kunstunterricht pro Woche vor, der durch einen zweistündigen Projektunterricht ergänzt wird. In der Oberstufe (Klassenstufen 11 bis 13) besteht ein 5-stündiges Leistungsfachangebot Kunst, das durch ein zweistündiges „Beifach“ und einen zweistündigen Projektunterricht erweitert wird. Der Unterricht in dem „Beifach“ umfasst beispielsweise Medientechnologie, computerunterstütztes Design, Bildbearbeitung am PC oder Ausstellungs- und Projektmanagement. Im Mittelpunkt der Projektphasen steht das eigenständige Gestalten.
Intensivere Beratung und Unterstützung für Schulen
Nicht nur der Start neuer Angebote, sondern vor allem die alltäglichen Bemühungen um eine Weiterentwicklung des schulischen Angebots brauchen eine bestmögliche Unterstützung und Beratung. In dem zum 1. August offiziell errichteten Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz würden daher die vielfältigen Serviceleistungen für Schulen, Lehrer- und Schülerschaft sowie Eltern auf den Feldern pädagogische und psychologische Beratung, Lehrerfort- und -weiterbildung sowie Unterstützung in den Bereichen Medienbildung und Informationstechnologien gebündelt, hielt die Bildungsministerin fest. Das neue Pädagogische Landesinstitut nutze das Expertenwissen der bisherigen pädagogischen Serviceeinrichtungen und solle durch eine engere Verknüpfung der verschiedenen Dienstleistungen zu einer Qualitätssteigerung des Gesamtangebots beitragen. Gleichzeitig gewährleiste der Erhalt der bisherigen Standorte die Versorgung mit Unterstützungsangeboten in der Fläche. Der Unterstützung von Schulen und Lehrkräften diene zudem das Landesprogramm zur Förderung der Schulsozialarbeit, über das inzwischen mehr als 220 allgemeinbildende und 60 berufsbildende Schulen mit Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern ausgestattet werden könnten.
Finanzielle Entlastungen für Eltern
„Die von vielen Schülerinnen, Schülern und Eltern sicherlich am meisten beachtete Neuerung zum neuen Schuljahr ist der Start des Schulbuchausleihsystems in den Klassenstufen 5 bis 10. Das neue Ausleihsystem entlastet die teilnehmenden Eltern von Schülerinnen und Schülern bei den Aufwendungen für Lernmittel ihrer Kinder eindeutig. Einkommensschwächere Eltern sind im Ausleihsystem sogar von jeglichen finanziellen Belastungen bei der Anschaffung von Schulbüchern freigestellt. Heute kann man feststellen: Die Premiere ist gelungen!“ hielt Doris Ahnen fest. Alle Beteiligten – vor allem aber die Schulträger und die Schulen – hätten mit großem Engagement dafür gesorgt, dass zum Schuljahresstart insgesamt mehr als 1,1 Millionen Schulbücher und andere Lernmittel in Paketen für die Schülerinnen und Schüler verteilt werden konnten. „Das Land hat im Gegenzug für eine rasche Zuwendung von beantragten Mitteln an die Schulträger gesorgt. Alle bislang eingereichten 151 Anträge sind bereits bewilligt worden, meist innerhalb weniger Tage. Die Gesamtkosten für die landesweit bestellten Lernmittel liegen bei etwa 18,7 Millionen Euro“, so die Ministerin.
„Gute Schule zu machen – das erfordert große Anstrengungen von allen Beteiligten. Heute ist daher auch der Tag, Dank zu sagen an alle, die in den letzten Monaten bei der Vorbereitung für dieses Schuljahr geholfen haben. Ich hoffe, dass dieser Einsatz aufgewogen wird durch viele schöne Erfahrungen im neuen Schuljahr für die Lehrkräfte, die Eltern und vor allem für die Schülerinnen und Schüler“, sagte Bildungsministerin Ahnen abschließend.
Anlage: Daten und Fakten zum neuen Schuljahr im Überblick