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59 Millionen Euro für rheinland-pfälzische Universitäten und Partneruniversitäten: „Hervorragender Beleg unserer Forschungsstärke“

Wissenschaftsminister Clemens Hoch gratuliert fünf Initiativen rheinland-pfälzischer Universitäten für ihre besonderen Erfolge bei der Einwerbung von Drittmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Bis 2028 stellt die DFG der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie ihren Partneruniversitäten in Berlin, Bonn, Frankfurt, Karlsruhe und München über 59 Millionen Euro zur Erforschung aktueller Themen zur Verfügung. Darin enthalten sind rund 9,5 Millionen Euro der Programmpauschale, die den Universitäten zur Deckung der mit der Förderung verbundenen indirekten, variablen Projektausgaben zur Verfügung steht.

„Ich gratuliere allen an den fünf Initiativen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu diesem großen Erfolg. Die Einwerbung eines neuen Graduiertenkollegs und eines neuen Sonderforschungsbereichs sowie die weitere Förderung von drei Sonderforschungsbereichen sind hervorragende Belege der Forschungsstärke und der Nachwuchsausbildung. Diese Initiativen werden den Wissenschaftsstandort Rheinland-Pfalz weiter stärken“, sagt Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit.

Mit ihren Förderentscheidungen habe die DFG drei Dinge deutlich gemacht: „Erstens werden die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre hohe Leistungsfähigkeit, ihr immenses Engagement und die exzellente Qualität ihrer Arbeit ausgezeichnet. Zweitens wird die Forschungsstärke der rheinland-pfälzischen Universitäten sowie ihre Attraktivität als Partnerinstitutionen anerkannt. Zudem schärfen die Initiativen die Forschungsprofile in Kaiserslautern und Mainz. Drittens zeigt sich der Erfolg der rheinland-pfälzischen Forschungspolitik, denn diese Erfolge kommen nicht von heute auf morgen, sondern bauen auf herausragenden Vorarbeiten auf. Hierfür ist ein langer Atem erforderlich“, so der Minister.

Eine wichtige Basis für die aktuellen Erfolge sei die Forschungsinitiative des Landes. Sie setze auf ein klares Forschungsprofil der Hochschulen und die Entwicklung ihrer strategischen Ziele im Wettbewerb um wissenschaftlichen Nachwuchs, Spitzenforscherinnen und -forscher sowie Fördermittel. „Die Forschungsinitiative ist ein wichtiger Erfolgskatalysator für die rheinland-pfälzischen Hochschulen. Mit ihr setzen wir langfristig wichtige Impulse für deren Profilschärfung und -stärkung sowie für ihre regionale, nationale und internationale Sichtbarkeit. Das macht unsere Hochschulen für regionale, nationale und internationale Forschungspartnerschaften attraktiv. Forschungserfolge brauchen einen langen Atem, wie die Erfolgsgeschichte von BioNTech eindrucksvoll zeigt. Mit Zielvereinbarungen bis 2028 sind unsere Hochschulen gut aufgestellt. In 2024 unterstützen wir unsere Hochschulen allein über die Forschungsinitiative mit 20 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln“, sagt Clemens Hoch.

Hintergrund:

Graduiertenkolleg (GRK)

Bei der mathematischen Lösung von Optimierungsproblemen müssen meist mehrere, sich unter Umständen widersprechende Zielfunktionen gleichzeitig optimiert werden. Anwendungsbeispiele für solche komplexen Problemstellungen gibt es viele, unter anderem in der Krebstherapie oder bei der Planung von ÖPNV-Netzen. Da gilt es, beispielsweise effizientere und individualisierte Planung einer Strahlentherapie zur Krebsbehandlung oder die Reisezeit gegenüber Kosten, Nutzen und Emissionen abzuwägen. Obwohl solche Optimierungsprobleme allgegenwärtig sind, lassen sich wichtige Problemklassen mit den existierenden Verfahren nicht sinnvoll berechnen. Das Graduiertenkolleg „Mathematik der interdisziplinären multikriteriellen Optimierung“ will die mathematische Theorie der sogenannten multikriteriellen Optimierung als mögliche Anwendungsmethode erforschen. Ferner wird die Verfügbarkeit von immer größer werdenden Datenmengen aus der Anwendung sowie durch leistungsfähige Rechnerhardware und neue numerische und algorithmische Methoden die mathematischen Grundlagen weiterentwickelt. In den kommenden Jahren wird diese neue Initiative der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau mit rund sieben Millionen Euro durch die DFG gefördert.

In Rheinland-Pfalz werden gegenwärtig 13 Graduiertenkollegs von der DFG gefördert.

Sonderforschungsbereiche (SFB)

Der neue Mainzer Sonderforschungsbereich „Hadronen und Kerne als Entdeckungsinstrumente" befasst sich mit der grundlegenden Erforschung neuer physikalischer Phänomene innerhalb der einzigartigen Forschungslandschaft in Mainz mit den Teilchenbeschleunigern MAMI und den im Aufbau befindlichen MESA. Die Forschung wird einen erheblichen Beitrag zum besseren Verständnis des Standardmodells der Teilchenphysik und zur Suche nach neuer Physik jenseits dieses Standardmodells leisten. Dabei zielt der Sonderforschungsbereich auf Erkenntnisse mit übergreifender Bedeutung sowohl im Hinblick auf den Mikrokosmos der Teilchenphysik als auch den Makrokosmos astrophysikalischer Fragestellungen: Mit der Suche nach neuen physikalischen Phänomenen über viele Energie-Größenordnungen hinweg sollen gemeinsam mit Präzisionsmessungen an Hadronen und Kernen einige bedeutende Forschungslücken der Physik gefüllt werden. Damit birgt der Sonderforschungsbereich großes Erkenntnispotenzial und wird auf der Grundlage leistungsfähiger Werkzeuge zu einem verstärkten und vertieften Verständnis von Prozessen der starken Wechselwirkung beitragen. Die DFG fördert den Verbund für die kommenden vier Jahre mit rund 13,1 Millionen Euro.

Im Zentrum der Forschungsarbeiten des bereits seit acht Jahren geförderten Sonderforschungsbereichs „Der Chloroplast als zentraler Knotenpunkt der Akklimatisation bei Pflanzen“ stehen Chloroplasten als Schaltstellen pflanzlicher Akklimatisation an äußere Umweltbedingungen wie etwa Hitze, Kälte oder Lichteinstrahlung. Untersucht wird, wie Pflanzen als Reaktion auf externe Stimuli oder Stressoren ihren Metabolismus regulieren, um sich an ihrem Standort unter sich ändernden Bedingungen zu behaupten und Wachstum und Entwicklung zu ermöglichen. Chloroplasten produzieren durch Photosynthese Sauerstoff und Nährstoffe, daher ist diese Thematik von großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Vor allem abiotischer Stress von Pflanzen, etwa durch extreme Wetterverhältnisse auch im Zuge des Klimawandels, sind für massive Ernteverluste verantwortlich. Ein fundamentales Verständnis der Akklimatisationsprozesse, ihrer Plastizität sowie Flexibilität und eine Modellierung der Signalnetzwerke könnten damit auch einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung von Fragen zur künftige Welternährung werden. Der erfolgreiche Verbund von LMU München (Federführung), HU Berlin und RPTU Kaiserslautern-Landau wird seit 2016 durch die DFG gefördert und erhält für weitere vier Jahre rund 12,9 Millionen Euro, um seine erfolgreichen Forschungsarbeiten fortzusetzen.

Die Erzeugung, Kontrolle und Stabilisierung von Quantenzuständen stellt, ebenso wie die Anregung und Manipulation kollektiver Prozesse, ein hochgradig aktuelles und äußerst relevantes Forschungsthema dar, dem sich der SFB „Kontrolle atomarer und photonischer Quantenmaterie durch maßgeschneiderte Kopplung an Reservoire (OSCAR)“ aus Kaiserslautern (Federführung) und Bonn bereits seit acht Jahren erfolgreich widmet. Das Forschungsfeld zur Kontrolle von Quantenzuständen durch Kopplung an maßgeschneiderte Reservoire ist relativ jung und der Verbund hat in den letzten Jahren maßgeblich an dessen Entwicklung mitgewirkt. Das Ziel ist, eine Toolbox für die Kontrolle von offenen Wenig- und Vielteilchen-Quantensystemen zu entwickeln. Der SFB liefert einen grundlegend neuen Ansatz, der für Quantentechnologien von hoher Relevanz ist und wird durch die DFG für weitere vier Jahre mit rund 13,8 Millionen Euro gefördert.

Quantenmaterialien sind Systeme, die neuartige und oft ungewöhnliche elektronische, magnetische oder optische Eigenschaften beherbergen, die aus quantenmechanischen Phänomenen auf atomarer oder subatomarer Ebene entstehen. Die Forschung an Quantenmaterialien wird durch das Potenzial für bahnbrechende Entdeckungen und transformative Anwendungen motiviert. Beispiele sind neuartige Supraleiter, Quantenmagnete und topologische Materialien. Im Rahmen des SFB „Elastisches Tuning und elastische Reaktion elektronischer Quantenphasen der Materie (ELASTO-Q-MAT)“ wurden in Frankfurt (Federführung), Karlsruhe und Mainz in den letzten vier Jahren neue experimentelle Techniken entwickelt, die eine präzise Verformungseinstellung und die Messung verschiedener physikalischer Eigenschaften ermöglichen. Dieser Ansatz erlaubt es, Materialeigenschaften auf Weisen zu manipulieren, wie es die Chemie allein nicht erreichen kann. Dies hat zu neuen Entdeckungen geführt, wie zum Beispiel zu neuartigen Supraleitern, Quantenmagneten sowie elektronisch nematischen und topologischen Materialien. Die gemeinsame Vision besteht darin, das Potenzial elektronischer Quantenmaterialien mit außergewöhnlicher mechanischer Reaktionsfähigkeit zu nutzen, um neue Materialen mit funktionalen Eigenschaften zu erzeugen. Die erfolgreichen Forschungsarbeiten können in den kommenden vier Jahren mit einer DFG-Förderung in Höhe von rund 12,9 Millionen fortgesetzt werden.

In Rheinland-Pfalz werden gegenwärtig 20 Sonderforschungsbereiche von der DFG gefördert.

Deutsche Forschungsgemeinschaft

Die DFG ist der wichtigste Drittmittelgeber der rheinland-pfälzischen Universitäten. Ihre Sonderforschungsbereiche (SFB) genießen in der Wissenschaft auf Grund der hohen Qualitätsansprüche höchstes Ansehen. SFB sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte Forschungseinrichtungen an Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Grenzen ihrer jeweiligen Fächer, Institute, Fachbereiche und Fakultäten hinweg im Rahmen eines übergreifenden und wissenschaftlich exzellenten Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Sie dienen damit der Struktur- und Profilbildung an den beteiligten Hochschulen.

Graduiertenkollegs (GRK) sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die von der DFG für maximal neun Jahre gefördert werden. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch begrenzten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts.

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