Mehr Durchlässigkeit, mehr Aufstiegsorientierung
Nicht nur die verbindliche gemeinsame Orientierungsstufe in der Realschule plus, sondern auch die Angleichung der Stundentafeln in allen Orientierungsstufen der weiterführenden Schulen machten es einfacher, die Entscheidung über den späteren Bildungsgang länger offen zu halten, betonte die Bildungsministerin. Die 122 Realschulen plus, die heute den Unterricht aufnähmen, eröffneten zudem zusätzliche Möglichkeiten der individuellen Förderung und des Aufstiegs zu höheren Bildungsabschlüssen, die es bisher so nicht gegeben habe. Die Stärkung der Angebote im Wahlpflichtbereich mit den Fächern Wirtschaft und Verwaltung, Hauswirtschaft und Sozialwesen sowie Technik und Naturwissenschaft, die ab der sechsten Klassenstufe wirksam wird, verbessere zusammen mit der Verstärkung der Berufsorientierung als Unterrichtsprinzip die Vorbereitung auf die berufliche Ausbildung sowie das Berufsleben und stoße auch in der Wirtschaft auf breite Zustimmung. Die klare Aufstiegsorientierung zugunsten der Schülerinnen und Schüler in beiden Formen der Realschule plus - also sowohl in der integrativen als auch in der kooperativen Form - und die Fachoberschule, die ab 2011 mit Realschulen plus an ausgewählten Standorten verbunden und den Erwerb der Fachhochschulreife ermöglichen werde, öffneten neue Wege zu höheren Bildungsabschlüssen. „Dass das Konzept der Realschule plus bei Eltern, Schülerinnen und Schülern gut ankommt, zeigt die Tatsache, dass für die 31 neugebildeten Realschulen plus schon zum Anmeldetermin im März deutlich mehr als 3.250 Schülerinnen und Schüler angemeldet worden waren“, stellte Doris Ahnen fest. Insgesamt besuchen die fünften Klassen der heute startenden 122 Realschulen plus mehr als 8.500 Schülerinnen und Schüler. Die immer wieder geäußerte Behauptung, mit dieser Einführung steige der Andrang auf die Gymnasien, sei dabei von den Fakten widerlegt worden.
Ergänzt werde die Strategie der Landesregierung für mehr Durchlässigkeit und mehr Aufstiegschancen durch den parallel betriebenen weiteren Ausbau der Integrierten Gesamtschulen und der Angebote an berufsbildenden Schulen, die zur Fachhochschulreife oder zur Hochschulreife führten. Doris Ahnen unterstrich: „Der Start von fünf neuen beruflichen Gymnasien und einer neuen Berufsoberschule II zum neuen Schuljahr zeigt, dass wir insgesamt ein Angebot für Schülerinnen und Schüler schaffen wollen, das ihnen nach dem Erwerb der Mittleren Reife verschiedene Optionen zum Erwerb höherer Schulabschlüsse bietet und das sich an den unterschiedlichen Neigungen und Fähigkeiten orientiert.“ Die Bildungsministerin erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die berufsbildenden Schulen auch eine ganze Reihe von Aufstiegswegen für Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit der Berufsreife anbieten.
Gute Rahmenbedingungen - nicht nur für neue Schulen
„Ein zentrales Anliegen bei der Konzeption der Schulstrukturreform war es, durch gute Rahmenbedingungen zu garantieren, dass die damit für die Schülerinnen und Schüler verfolgten Ziele auch erreicht werden können. Daneben gelten die Anstrengungen der Landesregierung aber auch weiterhin der Verbesserung der Rahmenbedingungen in allen Schulen“, betonte die Ministerin weiter. Mit neuen Vorgaben für die Lehrerstundenzuweisung und die Unterrichtsorganisation sowie mit einem Stundenpool für die Umsetzung schuleigener Förderkonzepte würden die neuen Realschulen plus ebenso unterstützt wie mit der abgesenkten Klassenmesszahl in der verbindlichen gemeinsamen Orientierungsstufe auf maximal 25 Schülerinnen und Schüler pro Klasse. Dafür seien im laufenden Schuljahr 55 Stellen eingesetzt worden. „Positiv wirkt sich darüber hinaus für mehr als zwei Drittel aller neuen Realschulen plus sicherlich aus, dass sie als Ganztagsschulen in Angebotsform bereits sehr gute personelle Rahmenbedingungen haben“, merkte Doris Ahnen an.
Zeichen für die erfolgreichen Bemühungen um gute Rahmenbedingungen für die Schulen seien auch, dass für das neue Schuljahr landesweit deutlich mehr als 1.000 Lehrerinnen und Lehrer von der Schulaufsicht eingestellt worden seien, rund 900 davon zum 1. August und 119 bereits im Vorgriff zu den Einstellungsterminen im Februar und Mai. Um langfristig den Nachwuchs an Lehrkräften abzusichern würden zudem im neuen Schuljahr die Ausbildungskapazitäten an den Studienseminaren für Gymnasialreferendare um insgesamt 120 Plätze erweitert. In allen Studienseminaren zusammen hätten zum 1. August insgesamt 880 Personen die Ausbildung aufgenommen.
Erwähnt werden müsse in diesem Zusammenhang auch, dass es durch gezielte zusätzliche Stellenzuweisungen gelungen sei, in den Eingangsklassen der Grundschulen die maximale Klassengröße zu reduzieren, merkte die Ministerin an. Von zwei Schulen abgesehen, in denen Raumprobleme dies verhinderten, gebe es keine Eingangsklasse mehr mit mehr als 28 Schülerinnen und Schüler - zum allergrößten Teil seien die Klassen deutlich kleiner.
Zu den Rahmenbedingungen, die mit dem neuen Schuljahr verbessert würden, zähle nicht zuletzt die Neuregelung der Schülerbeförderung, die nicht nur Schülerinnen und Schüler der neuen Realschulen plus betreffen, die keinen Eigenanteil zahlten. Es sei auch für Schülerinnen und Schüler der Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen die Freibetragsgrenze für den Eigenanteil nach oben gesetzt worden. „Die Neuregelung bei der Schülerbeförderung entlastet Eltern und Erziehungsberechtigte“, unterstrich Doris Ahnen. Das Land werde dafür die Zuweisungen an die Städte und Kreise als Träger der Schülerbeförderung stufenweise aufstocken um bis zu rund 15 Millionen Euro pro Jahr im Endausbau.
Mehr Förderangebote für Schülerinnen und Schüler
„Das zentrale Ziel der Bildungspolitik im Land ist und bleibt es, die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler weiter zu verbessern und die Angebote dafür stetig auszubauen“, hielt Bildungsministerin Ahnen fest. Mit der Konzeption der Realschule plus sei daher das Projekt „Keine/r ohne Abschluss“ entwickelt worden, um den Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne einen Abschluss in Form der Berufsreife weiter zu senken. Schülerinnen und Schülern, die nach der neunten Klassenstufe diesen Abschluss nicht erreicht hätten, werde dabei in kleinen Lerngruppen ein Zusatzangebot in verpflichtender Ganztagsform gemacht, das durch eine intensive Verknüpfung mit der Praxis in Betrieben und mit fächerübergreifender Projektarbeit gekennzeichnet sei. All dies solle insbesondere dabei helfen, soziale Kompetenzen zu stärken, die im Arbeitsleben erwartet werden, und fächerspezifische Schwächen aufzuarbeiten. Dieses Projekt laufe mit dem neuen Schuljahr in der kooperativ organisierten Realschule plus in Ramstein-Miesenbach sowie in der integrativ arbeitenden Realschule plus in Ransbach-Baumbach an und solle insgesamt in 10 Realschulen plus erprobt werden.
Weiter fortgesetzt werde der Ausbau der Ganztagsschulen in Angebotsform, die in allen Schularten der allgemeinbildenden Schulen eingerichtet würden, hielt Doris Ahnen weiter fest. Ebenso wichtig wie die quantitative Steigerung seien dem Land dabei die hohen qualitativen Maßstäbe, an denen weiter festgehalten werde. Im achten Jahr des Ganztagsschulprogramms des Landes steige die Zahl um 55 Schulen auf jetzt 504 Ganztagsschulen in Angebotsform, in denen mehr als 54.000 Schülerinnen und Schüler die zusätzlichen Angebote zur differenzierten Förderung nutzten. Zusammen mit anderen Formen der schulischen Ganztagsbetreuung erhielten nach den aktuellen Rückmeldungen insgesamt landesweit sogar mehr als 75.000 Schülerinnen und Schüler über den Rahmen der herkömmlichen Halbtagsschule hinaus Lern- und Förderangebote. Ein besonderes Ganztagsschulangebot seien die Ganztagsgymnasien mit achtjährigem Bildungsgang (G8GTS), in denen Schülerinnen und Schüler die optimale Förderung erhalten könnten, um die Anforderungen des verkürzten Bildungsgangs zu bewältigen, so die Ministerin. Deren Zahl steige mit dem Schuljahresbeginn durch vier neue Standorte auf landesweit insgesamt 13.
Spezielle intensive Förderung mit einem Beitrag zur Integration von Kindern mit Beeinträchtigungen zu verbinden sei schließlich das Ziel, das mit dem Ausbau des Netzes von Schwerpunktschulen verknüpft werde. Deren Zahl steige mit dem neuen Schuljahr um 9 Grundschulen und 4 weiterführende Schulen weiter an. Damit hätten Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf die Möglichkeit in landesweit 172 Schulen (96 Grundschulen und 76 Schulen der Sekundarstufe I) gemeinsam mit anderen Kindern zu lernen und dabei von Förderschullehrkräften sowie pädagogischen Fachkräften im Unterricht gezielt betreut und unterstützt zu werden.
„Das Angebot für Schülerinnen, Schüler und Eltern ist in diesem Schuljahr noch attraktiver geworden. Ihnen aber auch den Lehrerinnen und Lehrern und den Schulträgern kann ich versichern, dass die Landesregierung in diesem Schuljahr die Ziele bessere Förderung, mehr Chancengleichheit und mehr Aufstiegschancen konsequent weiterverfolgen wird. Die Schulstrukturreform kommt weiter voran. Das haben ja bereits die Entscheidungen kurz vor Beginn der Sommerferien für neue Standorte von Realschulen plus und von Integrierten Gesamtschulen im Schuljahr 2010/2011 gezeigt. 50 neue Realschulen plus und 17 neue Integrierte Gesamtschulen haben für das nächste Schuljahr bereits Errichtungsoptionen erhalten. Diese Optionen müssen nun Anfang kommenden Jahres durch ausreichende Anmeldezahlen noch eingelöst werden. Beim Erreichen dieses Ziels wird sicherlich auch das Beispiel der jetzt bereits an den Start gehenden neuen Schulen durch eine gute und erfolgreiche Arbeit helfen“, hielt Bildungsministerin Ahnen abschließend fest.