„Gerhard Henschel beschäftigt sich in seinem voluminösen Werk mit der Gesellschaft der alten BRD, einer Gesellschaft, deren Verschwinden sehr viel leiser ausfiel als der Untergang der DDR. In Anlehnung an einen äußerst populären Zukunftsroman der 1980-er Jahre könnte man sagen: Er reist per Anhalter durch die Galaxis der noch ungeschriebenen Geschichte Westdeutschlands. Gerhard Henschel hat sich ein Projekt vorgenommen, das manche an ein deutschsprachiges Pendant zum autobiographischen Mammutwerk Karl Øve Knausgards denken lässt", begründeten Jury und Organisatoren ihre Entscheidung. Die Jury bildeten in diesem Jahr die Literaturchefin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Felicitas von Lovenberg, Ijoma Alexander Mangold, Literaturchef der Wochenzeitung DIE ZEIT, und Elmar Krekeler, Literaturredakteur der Tageszeitung DIE WELT.
Seit vielen Jahren beschreibt Gerhard Henschel, der früher auch als Autor und Redakteur der Satirezeitschrift „Titanic“ gearbeitet hat, den Weg seines Helden Martin Schlosser zu einer Existenz als freier Schriftsteller. Mittlerweile sind sechs umfangreiche Romane erschienen: Vom Briefroman „Die Liebenden“, in dem Henschel die Lebensgeschichte der Eltern seiner (mit dem Autor wohl identischen) Hauptfigur Martin Schlosser nacherzählt, und dem in den 1960-er Jahren angesiedelten „Kindheitsroman“ über den „Jugendroman“, den „Liebesroman“ und den „Abenteuerroman“ bis zum Ende der 1980er Jahre spielenden „Künstlerroman" reicht der Zyklus aktuell.
Den mit 3.000 Euro dotierten Förderpreis zum Georg-K.-Glaser-Preis erhält die 1963 in Bad Kreuznach geborene Autorin Lilian Noetzel. In ihrer Erzählung „Einer bleibt, dass er erzähle“ beschreibt sie mit einer poetisch überhöhten Melancholie das Ende einer Beziehung, bei dem „die Demarkationslinie zwischen deinem Leben und dem Tod“, wie es in der Erzählung heißt, auf tragische und anrührende Weise überschritten wird.
Der Georg-K.-Glaser-Preis wird am 23.11.2015 in einer öffentlichen Veranstaltung in Worms überreicht von Kulturministerin Vera Reiß und von der Landessenderdirektorin des SWR, Simone Schelberg.
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