Das nun bereits zum dritten Mal stattfindende Format, das von Justus Jonas von der Kunsthochschule Mainz betreut wird, hat sich mittlerweile zwischen den klassischen Kojen-Präsentationen im Gutenberg- und im Kongresssaal erfolgreich etablieren können. Im Nordfoyer der Rheingoldhalle wird ein offener Kunstparcours entstehen, in dem höchst unterschiedliche Ausdrucksformen aufeinandertreffen.
Ausgewählt für die vom Land geförderten Ausstellungsflächen wurden diesmal elf Studierende und Absolventen der Kunsthochschule Mainz, des Instituts für künstlerische Keramik und Glas in Höhr-Grenzhausen sowie der Fachhochschule Mainz, die mit experimentellen Arbeiten aus den Gattungen von Malerei, Skulptur, Zeichnung, Fotografie, Medien-, Installations- und Performancekunst auf sich aufmerksam machen. Die größtenteils in jüngster Zeit entstandenen Arbeiten sind bislang selten oder gar noch nie außerhalb der Ateliers zu sehen gewesen, nicht wenige davon wurden eigens für die Ausstellung in der Rheingoldhalle geschaffen. Damit vermitteln die Ausstellenden zugleich Einblicke in die aktuellen kreativen Prozesse der künstlerischen und gestalterischen Produktionsstätten in Rheinland-Pfalz.
Kennzeichen vieler Arbeiten dieser jüngsten Künstlergeneration ist das Überblenden und freie Kombinieren unterschiedlicher Mittel und Techniken. Die japanische Absolventin der Kunsthochschule Mainz, Saki Mizukawa (Jahrgang 1983), beispielsweise benutzt mittelgroße Tonfiguren als Projektionskörper für Videoanimationen, die schließlich zu einem fluktuierenden, den Betrachter einnehmenden Raumerlebnis führen. Das Künstlerinnenduo Carolin Lahmeyer (Jg. 1991) und Rebecca Müller (Jg. 1992) lässt sich von einem Schubladenfund, einem gefalteten Zettel, zu einer abstrakten Betonskulptur inspirieren und geht dem Mysterium des Fundstücks zudem in einer Serie collagenartiger Fotoscans nach. Demgegenüber bewegen sich Julia Walthers (Jg. 1987) Fotografien in einem offensichtlichen Grenzbereich zwischen Illusion und Wahrhaftigkeit, indem die Künstlerin – nicht ohne Humor – Collage- und Montagetechniken einsetzt, um hybride Bild- bzw. Naturräume zwischen Fiktion und Realität zu schaffen. Während Julie Perenthaler (Jg. 1983) das Leinwandbild vom Rahmen befreit und dieses in verschiedene Dimensionen und Richtungen expandiert, verlässt Tetsuro Pecoraro (Jg. 1987) das Feld der Malerei, von der er herkommt, radikal und ersetzt Farbe und Leinwand durch das „Readymade“ eines Spielgeräts, das zur Benutzung einlädt. Die aufwändigen Glasskulpturen „Marienerscheinung“ und „Dornenkrone“ von Isabelle Böhm (Jg. 1983) befragen Sujets christlicher Ikonografie nach ihrem gegenwärtigen Kultbildcharakter und den Möglichkeiten auratischer Wirkung, auch vor dem Hintergrund ihres kritischen Verhältnisses zum industriellen Konsumprodukt und religiösen Massensouvenir. Philipp Jung (Jg. 1981) konzentriert sich in seiner derzeitigen Arbeit auf schwarz-weiße Tuschezeichnungen, bei denen er verschiedene Stilsprachen adaptiert und die formatgleichen Einzelblätter zu größeren Tisch- und Wandensembles zusammenfügt. Demgegenüber präsentieren sich Veronika Weingärtners abstrakte, experimentell erzeugte Druckgrafiken häufig in leuchtenden Signalfarben. Paul Schuseil (Jg. 1989), Veronika Weingärtner (Jg. 1981) und Benjamin Schaefer (Jg. 1982) erweitern das Feld von Skulptur, Zeichnung und künstlerischer Performance um multimediale Aspekte (Video, Klang/Ton). Mit gestalterischer Ernsthaftigkeit und augenzwinkernder Ironie verwandeln sie Phänomene der Alltags- und Popkultur in überraschende und die Besucher gleichermaßen involvierende wie irritierende plastische Interventionen und szenische Handlungen.
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Kunst direkt 2014
„Junge Positionen“ bieten viele Überraschungen
Auch 2014 präsentiert die Künstlermesse „KUNST direkt“, die vom 4. bis 6. Juli 2014 in der Mainzer Rheingoldhalle stattfindet, mit den „Jungen Positionen“ vielversprechende Nachwuchstalente der rheinland-pfälzischen Kunstszene. Die Sonderausstellung ist der Künstlergeneration unter 35 Jahren vorbehalten. Neben bekannten und bereits etablierten Künstlerpersönlichkeiten des Landes werden hier gänzlich neue Namen auftauchen, die bei früheren Mainzer Kunstmessen nie vertreten waren. „Die Sonderschau ,Junge Positionen‘ ist auch in diesem Jahr ein Bestandteil der Messe Kunst direkt, der ganz besonders auf Offenheit für künstlerische Experimente und Freude an Überraschungen setzt“, betont Kulturministerin Doris Ahnen.
