Gerade einmal 28,4 Prozent der Professuren an den rheinland-pfälzischen Universitäten in 2023 waren mit Frauen besetzt, an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) im Land waren es sogar nur 22,2 Prozent. In den MINT-Fächern waren im gleichen Zeitraum an den Universitäten in Rheinland-Pfalz sogar nur 20,5 Prozent und an den HAWs 13,8 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt. „Hier müssen wir ansetzen!“, bekräftigt Wissenschaftsminister Hoch. „Gemeinsam mit einer vom Ministerium zur Beratung eingesetzten Arbeitsgruppe Gleichstellung haben wir ein Landesgleichstellungsprogramm entwickelt. Dieses Programm unterstützt die Gleichstellungsbeauftragten der Hochschulen auf struktureller Ebene in ihrer Arbeit und bereitet sie auf neue Herausforderungen vor. Gleichzeitig fördert es direkte Maßnahmen für Frauen auf allen wissenschaftlichen Karrierestufen.“ Das erarbeitete Programm bestehe aus zentralen und dezentralen Maßnahmen. Erstere würden für alle Hochschulen angeboten, bei den dezentralen Programmteilen haben die Hochschulen die Möglichkeit, individuell für ihre Hochschule Maßnahmen zu fördern.
Als erste zentrale Maßnahme wurde bereits zum 1. Mai 2025 eine Gleichstellungsmanagerin eingestellt, die an der Universität Trier ihren Dienstsitz hat und für alle Hochschulen in Angelegenheiten der Gleichstellung vor Ort koordinierend tätig ist. Zu ihren Aufgaben gehört es, zu analysieren, wie die Hochschulen untereinander Synergien nutzen können und welche konkreten Bedarfe an einzelnen Hochschu-len bestehen. Darüber hinaus sollen zentral Maßnahmen entwickelt werden, die für alle Hochschulen von Bedeutung sind, wie beispielsweise eine Bewerbungssimulation für Berufungsverfahren an Universitäten oder HAWs.
Die dezentralen Maßnahmen unterstützten zum einen die Arbeit der zentralen Gleichstellungsbeauftragten, indem sie die Finanzierung von Fortbildungen und Coachings fördern, zum anderen aber auch den Gleichstellungsbeauftragten an den Hochschulen beispielsweise mittels studentischer Hilfskräfte personelle Unterstützung ermöglichten. Außerdem wird als dezentrale Maßnahme und besondere Unterstützung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften das sehr erfolgreiche Mary-Somerville-Lehrauftragsprogramm fortgeführt und aufgestockt. Dies unterstützt Frauen auf dem Weg zu einer Professur an einer HAW durch frühzeitige Lehrerfa-rung und die Möglichkeit zur Netzwerkbildung.
„Die Fachkräftesicherung gerade in den MINT-Berufen stellt eine zentrale Herausforderung dar, da Frauen in den technisch-naturwissenschaftliche Fächern nach wie vor unterrepräsentiert sind – sowohl im Studium als auch in der Lehre. Mit gezielten Schwerpunkten im neuen Gleichstellungsprogramm der Hochschulen möchten wir diese Situation aktiv verbessern“, erklärt Clemens Hoch.
„Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich für die zielgerichtete und konstruktive Zusammenarbeit mit der AG Gleichstellung“, ergänzte Wissenschaftsminister Hoch. In der AG sind für die präsidiale Ebene die Vorsitzende der Landeshochschulpräsidentinnen- und -präsidentenkonferenz (LHPK) und Präsidentin der Hochschule Mainz, Frau Prof. Dr. Susanne Weissman sowie die Präsidentin der Universität Trier, Frau Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer vertreten. Das Wissen und die Kompetenz der zentralen Gleichstellungsbeauftragten wurde durch die beiden Sprecherinnen der Landeskonferenz der Hochschulfrauen (LaKoF) Frau Dr. Tanja Gnosa von der Universität Koblenz und Prof. Dr. Katharina Dahm von der Hochschule Mainz eingebracht.
„Ich begrüße das neue Gleichstellungsprogramm der Landesregierung ausdrücklich. Die vorgesehenen Maßnahmen leisten einen wichtigen Beitrag zur strukturellen Stärkung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Gerade die gezielte Förderung von Wissenschaftlerinnen auf ihrem Weg zur Professur und der Ausbau von Programmen wie dem Mary-Somerville-Lehrauftragsprogramm setzen genau dort an, wo Förderung notwendig ist. Damit schaffen wir bessere Rahmenbedingungen für Chancengleichheit und fördern langfristig eine vielfältige Hochschullandschaft“, so Prof. Dr. Susanne Weissman, Vorsitzende der LHPK und Präsidentin der Hochschule Mainz.
„In der Gleichstellung ist noch viel Luft nach oben, trotz intensiver Bemühungen an den Hochschulen. Im MINT-Bereich liegen die Werte bei Professuren noch weit auseinander, aber interessanterweise ist es – so die Studienlage – als Frau heute sogar noch schwieriger, in einem geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fach auf eine Professur zu kommen, selbst in Fächern, in denen Studentinnen zahlenmäßig do-minieren. Wir freuen uns, dass uns das Land bei unseren Aktivitäten, die Gleichstellungsarbeit zu professionalisieren und junge Wissenschaftlerinnen aktiv zu unterstützen, finanziell unter die Arme greift“, so die Präsidentin der Universität Trier, Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer.
Nah an der Praxis und den Herausforderungen der Gleichstellungsarbeit an den Hochschulen sind die zentralen Gleichstellungsbeauftragten. Ihr Blickwinkel war für die gemeinsame Arbeit unerlässlich.
„Ich begrüße die Erhöhung der Landesmittel für Gleichstellung an den rheinland-pfälzischen Hochschulen und die damit einhergehende Neuausrichtung der Förderung. Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein dynamisches Feld, das fortlaufend bearbeitet, gegebenenfalls neu bewertet und angepasst werden muss. Als Sprecherin der Universitäten in der Landeskonferenz der Hochschulfrauen ist es mir deswegen ein besonderes Anliegen, die Zusammenarbeit in der AG Gleichstellung auch nach der gemeinsamen Erarbeitung des neuen Landesprogramms weiterzuführen“, betont Frau Dr. Tanja Gnosa, zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Universität Koblenz und Sprecherin der Landeskonferenz der Hochschulfrauen für die Universitäten.
„Dieses Programm kann ein Alleinstellungsmerkmal für die Wissenschaft und die gesamte Hochschullandschaft in Rheinland-Pfalz werden. Ich bin überzeugt, es fördert nicht nur die Gleichstellung in der Wissenschaft, sondern steigert auch die Qualität und Innovationskraft unserer Hochschulen. Als Sprecherin der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in der Landeskonferenz der Hochschulfrauen freue ich mich besonders über die Unterstützung der zentralen Gleichstellungsbeauftrag-ten an den Hochschulen in Rheinland-Pfalz durch die neue Gleichstellungsmanagerin. Dank der besseren Vernetzung arbeiten wir nun noch effektiver,“ so Prof. Dr. Katharina Dahm, zentrale Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Mainz und Sprecherin der Landeskonferenz der Hochschulfrauen für die Hochschulen für An-gewandte Wissenschaften.
Die Landesmittel für die Gleichstellung an den Hochschulen von insgesamt einer Million Euro werden nach Pauschalbeträgen den Hochschulen zugewiesen, dabei wurde sowohl der Frauenanteil der jeweiligen Hochschule als auch der Anteil der MINT-Studierenden zu Grunde gelegt, um die Schwerpunkte der Landesregierung zu berücksichtigen.