| Stärkung der hausärztlichen Versorgung

Gesundheitsminister Hoch: Innovatives Projekt „HÄPPI“ mit dem Hausärztinnen- und Hausärzteverband und der AOK setzt neue Maßstäbe für eine moderne Versorgung

Mit dem Start des HÄPPI-Projekts (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung interprofessionell) setzt Rheinland-Pfalz neue Maßstäbe in der haus-ärztlichen Versorgung. Das innovative Versorgungsmodell geht für sechs Monate in ausgewählten Hausarztpraxen im ländlichen Raum von Rheinland-Pfalz in die Erprobung. Ziel ist es vor allem, die Praxen durch neue Teamstrukturen und den verstärkten Einsatz digitaler Instrumente zu entlasten und gut für die Zukunft aufzustellen.

„Wer in Rheinland-Pfalz medizinische Hilfe braucht, der bekommt sie auch. Und dennoch: Wir stehen vor der großen Herausforderung, mit immer weniger Hausärzten immer mehr chronisch und mehrfacherkrankte Patientinnen und Patienten gut zu versorgen. Vor allem im ländlichen Raum. Um die Praxen zukunftsfest aufzustellen und Hausärztinnen und Hausärzte so gut wie möglich zu entlasten, setzen wir als Land an mehreren Ebenen an. Innerhalb des „Masterplan zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung in Rheinland-Pfalz“ haben wir mit unseren Partnerorganisationen ein Bündel verschiedener Maßnahmen geschnürt, wie beispielsweise die Landarztquote, die Landesförderung hausärztliche Versorgung und Vieles mehr. Ein weiterer Ansatz der Landesregierung ist die Weiterentwicklung und Stärkung von modernen Teampraxisstrukturen, in der neben Ärztinnen und Ärzten auch nichtärztliches Personal, wie etwa der so genannte „Physician Assistant“, wichtige Aufgaben übernimmt. Das Projekt HÄPPI passt hier sehr gut in unsere Vorstellung einer modernen medizinischen Versorgung und setzt neue Maßstäbe: Durch Delegation – also Verteilung von Aufgaben auf mehrere Schultern mit verschiedenen Professionen – und mit digitalen Helfern können wir Freiräume bei den Hausärzten schaffen. Diese kommen einer Versorgung zugute, die die Patientinnen und Patienten noch mehr in den Blick nimmt“, so Gesundheitsminister Clemens Hoch heute bei der Auftaktveranstaltung in Mainz. Besonders freut den Minister, dass - obwohl ursprünglich nur sechs Praxen im Projekt geplant gewesen seien - aufgrund der guten Resonanz nun jedoch sieben Praxen von einer Projektteilnahme profitieren können. Dies sei eine gute Nachricht für die Patientinnen und Patienten im Land, so der Minister.

Das Projekt des Hausärztinnen- und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz (HÄV) wurde in enger Partnerschaft mit dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit und der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland abgestimmt. Es wird aus Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz und durch die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland mit insgesamt bis zu 280.000 Euro gefördert. Eine wissenschaftliche Begleitung durch das Zentrum für Allgemeinmedizin der Universität Mainz und der Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung der Universitätsklinik Heidelberg evaluiert die Ergebnisse und identifiziert Best-Practice-Ansätze für einen späteren Rollout.

„Als Hausärztinnen- und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz sehen wir in HÄPPI eine große Chance, die Attraktivität des Hausarztberufs zu steigern und gleichzeitig die Versorgungsqualität für unsere Patientinnen und Patienten zu verbessern", betont Dr. Barbara Römer, Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Rheinland-Pfalz. „Durch die Arbeit im interprofessionellen Team können sich unsere Kolleginnen und Kollegen wieder stärker auf ihre ärztliche Kerntätigkeit konzentrieren. Zusätzlich ermöglichen wir unseren nicht-ärztlichen Teammitgliedern neue Wege der beruflichen Weiterqualifikation und sehen hierin eine Attraktivitätssteigerung für die Tätigkeit als MFA in einer Hausarztpraxis."

Das HÄPPI-Konzept basiert u.a. auf der systematischen Einbindung akademisierter, neuer Gesundheitsfachberufe wie Primary Care Manager (PCM), Physician Assistant (PA) oder akademisierter Pflegekräfte in einer strukturierten Patientenversorgung, über die bereits bestehende Option der Integration von Medizinischen Fachangestellten (MFA) mit Zusatzqualifikationen wie VERAH oder NäPa hinaus. Diese weiterführende interprofessionelle Zusammenarbeit ermöglicht neue Formen der Aufgabenverteilung und spürbare Entlastung für die Hausärztinnen und Hausärzte.

Ein weiterer zentraler Baustein von HÄPPI ist der verstärkte Einsatz digitaler Instrumente zur Verbesserung der Patientenversorgung und -kommunikation, denn Versorgungssicherung kann perspektivisch nur mithilfe eines optimalen Einsatzes digitaler Instrumente in den Arztpraxen gelingen. Im rheinland-pfälzischen HÄPPI-Projekt ist neben dem Einsatz von Videosprechstunde, Online-Terminierung oder Messengerdiensten ein Schwerpunkt auf den Einsatz KI-basierter Telefonassistenz gesetzt, mit dem Ziel der Entlastung von Praxisteams im Alltag, der Verbesserung der Erreichbarkeit von Hausarztpraxen sowie der Entlastung von routinemäßigen Verwaltungsaufgaben, um der Teampraxis neue Freiräume für die medizinische Patientenversorgung zu ermöglichen.

„Für die AOK ist die Initiative HÄPPI bedeutend, weil neue Lösungswege in der Versorgung durch die beteiligten Hausarztpraxen patientenorientiert erprobt werden. So profitieren die Menschen in den rheinland-pfälzischen Regionen von einem innovativen Betreuungskonzept im multiprofessionellen Team. Dies macht einen passgenauen Zugang zu Gesundheitsleistungen qualitätsgesichert unmittelbar erlebbar“, freut sich Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse. Die AOK als starker Partner der hausärztlichen Versorgung in Rheinland-Pfalz unterstützt als einzige Krankenkasse das zukunftsweisende Pilotprojekt.

 Die Pilotphase des HÄPPI-Projekts beginnt mit ausgewählten Hausarztpraxen in verschiedenen Regionen von Rheinland-Pfalz. Die teilnehmenden Praxen werden sowohl fachlich als auch organisatorisch bei der Umsetzung des neuen Versorgungsmodells unterstützt. Neben Workshops zum Change-Management innerhalb der Praxisteams erhalten sie unter anderem einen kostenfreien, KI-basierten Telefonassistenten für den Projektzeitraum.

„In unserer älter werdenden Gesellschaft steigt der Bedarf für medizinische Versorgung kontinuierlich", erläutert Dr. Barbara Römer. „Die Zahl chronisch und mehrfach erkrankter Patientinnen und Patienten nimmt zu. HÄPPI bietet hier einen zukunftsweisenden Ansatz, der durch bessere Koordination und Steuerung der Behandlung das Nebeneinander von Unter-, Fehl- und Überversorgung reduziert." Das Projekt trage damit zur Sicherstellung einer wohnortnahen, qualitativ hochwertigen hausärztlichen Versorgung in ganz Rheinland-Pfalz bei.

„Wir freuen uns über das große Interesse und starten nun mit engagierten Hausarztpraxen in eine wichtige Testphase. Mit dem HÄPPI-Projekt wollen wir zeigen, wie moderne, teamorientierte und digital unterstütze Hausarztmedizin in Rheinland-Pfalz gelingen kann“, resümiert Dr. Barbara Römer.

 

Hintergrund

Die sieben HÄPPI-Praxen finden sich in folgenden Regionen

•Kirchen, Landkreis Altenkirchen 

•Hachenburg, Westerwaldkreis

•Simmern, Rhein-Hunsrück-Kreis

•Bad Ems, Rhein-Lahn-Kreis

• Mommenheim, Landkreis Mainz-Bingen

• Irrel, Eifelkreis Bitburg-Prüm

•Kirchheimbolanden, Donnersbergkreis

 

Bei den Teilnehmern handelt es sich überwiegend um inhabergeführte hausärztliche Einzelpraxen, aber auch Gemeinschaftspraxen und ein Medizinisches Versorgungszentrum. Die strukturelle Aufstellung der Hausarztpraxen bildet somit das gesamte Spektrum inhabergeführter hausärztlicher Versorgung ab. Alle Praxen liegen in ländlichen Gebieten. In den sieben Praxen kommen verschiedene akademisierte Berufsbilder zum Einsatz: 

•5 Praxen mit Primary Care Manager 

•1 Praxis mit Physician Assistant und 

•1 Praxis mit Gesundheit- und Pflegemanager. 

 

Über HÄPPI

HÄPPI (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung interprofessionell) ist ein innovatives Versorgungskonzept des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes auf Bundesebene, das bereits erfolgreich in Baden-Württemberg erprobt wurde und jetzt u.a. in Rheinland-Pfalz und Bayern weiterentwickelt wird. Das Modell kombiniert interprofessionelle Zusammenarbeit in einer Teampraxis mit digitalen Lösungen.

und schafft so neue Möglichkeiten für eine effiziente und patientenzentrierte hausärztliche Versorgung unter den Herausforderungen zunehmend reduziert verfügbarer Arztzeit bei zugleich steigendem medizinischen Versorgungsbedarf durch den demographischen Wandel in der Bevölkerung. Hausarztpraxen werden hierdurch ertüchtigt, ihre Aufgabe als Gatekeeper und steuernde Primärversorger auch in der Zukunft zu erfüllen. 

Mehr Informationen zum HÄPPI-Konzept finden Sie hier:

-https://www.haev.de/themen/haeppi 

 

Mehr Informationen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) finden Sie hier:

-https://www.haev.de/themen/hausarztvertraege 

- https://hzv.de/warum-hzv/ 

 

 

Kontakte für weitere Rückfragen:

Hausärztinnen- und Hausärzteverband Rheinland-Pfalz e.V.

Christoph Rohde, Geschäftsstellenleiter

Tel.: 06131 336 0 336

E-Mail: info@hausarzt-rlp.de

 

AOK Rheinland-Pfalz/Saarland

Jan Rößler, Pressestelle

Tel.: 06351 403 418

E-Mail: jan.roessler@rps.aok.de

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